DIY

Carplay nachrüsten: das Navi einfach selbst upgraden

Kann man Carplay nachrüsten? Wir zeigen, wie man sein eigenes Auto ganz einfach auf den neusten Stand der Infotainment-Technik aufrüstet.

Veröffentlicht am 08.07.2021

Die digitale Welt des Smartphones ist etwas Tolles. Man ist überall verbunden und kann jederzeit mit jedem kommunizieren. Vor allem aber ist ein modernes Smartphone wahnsinnig praktisch. Musik abspielen, navigieren, Mails bearbeiten – die Möglichkeiten sind grenzenlos.
 
Bis man in sein Auto einsteigt. Hier wird es meist umständlich, schon das Koppeln des Telefons gerät bei manchem Hersteller zur Geduldsprobe. Noch nerviger sind meist die Menüstrukturen des Infotainment-Systems. Doch das ist erst der Anfang des Ärgers.

Auch in einem Neuwagen ist das Infotainment schon einige Jahre alt

Hat man in einem Neuwagen meist noch recht ordentliche Systeme verbaut, so sieht es bei einer Occasion weit schlechter aus. Denn die Entwicklungszyklen der Hersteller sind lang. Meist dauert es bis zu drei Jahre, bis ein Auto nach dem Entwurf beim Händler steht. Entsprechend sind Navi und Konnektivität schon mindestens eine Generation überholt zum Marktstart.
 
Denn kaum etwas entwickelt sich so schnell wie der Smartphone-Sektor mit der dazugehörigen Software. Seit einigen Jahren sind mit Apple Carplay und Android Auto nun Systeme auf dem Markt, die genau dieses Problem addressieren. Mit ihnen bringt man das Handy ins Auto.

Carplay nachrüsten im Selbstversuch – wie einfach geht es?

Doch was tun, wenn das eigenen Auto schon zu alt ist? Kann man Carplay einfach nachrüsten und welche Bedingungen müssen dafür erfüllt sein? Wir haben es im Selbstversuch in der Redaktion ausprobiert.
 
Prinzipiell braucht man zum Carplay nachrüsten ein Auto mit Bordmonitor und einer Schnittstelle für externen Ton. Meist also ein Aux-In-Slot, oder einen USB-Port, über den man sonst Musik einspeisen kann. Denn ohne Bild und Ton funktionieren weder Carplay, noch Android Auto.
 
Unser Testproband zum Carplay nachrüsten ist ein Mercedes-Benz B180 aus dem Baujahr 2012. Er kam von Werk aus mit dem Audio 20 CD-Radio, das um das Becker Map-Pilot Navigationssystem erweitert wurde. Vor allem der digitale Wegweiser wirkt heute stark antiquiert. Glücklicherweise hat der Erstbesitzer das Aux-Paket gebucht und somit findet sich in der Mittelkonsole ein 3,5mm-Klinkeneingang für den externen Ton.

Der Umbau ist nicht aufwändig, braucht aber Geschick

Zum Carplay nachrüsten haben wir online eine Blackbox bestellt, die für knapp 300 Franken zu haben war. Die Auswahl der Anbieter ist riesig, meist versenden aber alle das gleiche Gerät. Wichtig ist, dass man eine passende Variante für sein Fahrzeug bestellt. Denn bei den Steckern zu Radiogerät, Bildschirm und Tonquelle gibt es in jedem Fahrzeugtyp Unterschiede.
 
In der Mercedes-Benz B-Klasse vom Typ W246 muss für den Einbau nur wenig demontiert werden. Als erstes zieht man die zwei äusseren Lüftungsdüsen in der Mittelkonsole heraus, sie sind nur gesteckt. Danach kommt man an zwei kleine Torx-Schrauben, die das Radiogerät fixieren. Dieses kann man danach vorsichtig nach vorne ziehen.
 
Nun sind seitlich und hinten die Steckverbindungen zu lösen. Der im Lieferumfang der Blackbox enthaltene Kabelstrang wird einfach dazwischengesteckt. Etwas knifflig ist das Verlegen des Audiokabels. Wir haben es in Richtung Handschuhfach aus der Mittelkonsole herausgeführt und dann unter der Verkleidung entlang zur Mittelarmlehne.

Kabel-Management ist das A und O

Dort angekommen clipst man den Mittelteil mitsamt Dreh-Drück-Steller aus und verlegt das Kabel darunter. Nun führt man es von unten in das Fach der Mittelkonsole und steckt es in die Aux-In-Buchse. Nun sind alle Kabel verbunden und der grosse Moment des Projekts „Carplay nachrüsten“ gekommen – der Probelauf.
 
Nach dem Zündschlüsseldreh fährt das System automatisch hoch und man muss das eigene Smartphone verbinden. Carplay erwünscht eine Bluetooth-Verbindung und nimmt dann später kabellos per eigenem WLAN den Kontakt auf. Das Verbinden zwischen unserem Mercedes und dem iPhone klappt auf Anhieb. Was nicht auf Anhieb klappt ist ein rauschfreies Tonsignal.
 
Hierfür hat der Hersteller einen Anhang in der Anleitung erstellt. Es muss einfach eine Masseverbindung für die Tonleitung hergestellt werden, die Kabel dazu sind bereits im Kabelstrang vorbereitet. Dieses Problem dürfte alle Fahrzeuge betreffen, die über einen analogen Aux-In-Eingang gehen.
 
Der Zusammenbau ist beim Thema Carplay nachrüsten vielleicht der kniffligste Teil. Denn es ist nicht einfach in einem modernen Auto die Zusätzkabelbäume zu verstecken. Hinter dem Radio ist im W246 zu wenig Platz, weshalb wir noch kurz das Handschuhfach demontieren mussten. Nun kann man einen Hohlraum in der Mittelkonsole für Blackbox und Zusatzkabel nutzen.

Das Ergebnis überzeugt

Doch die neugewonnene Funktionalität wiegt die kleinen Schwierigkeiten locker auf. Nicht nur, dass man nun mit Echtzeit-Verkehrsdaten navigieren kann, Telefonie, Musik-Streaming – alles klappt. Sogar die originale Bedienung über den Drehknopf und das Multifunktionslenkrad klappt. Auch die Anbindung von Siri über das werksseitig montierte Mikrofon läuft reibungslos.
 
Am Ende wirkt das DIY-Projekt wie ein Werkseinbau. Niemand würde denken, dass man es selbst eingebaut hat. Das Projekt „Carplay nachrüsten“ ist also ein voller Erfolg gewesen und macht unseren Redaktions-Mercedes deutlich moderner.

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