

Fiat Uno Turbo, Carlo Pedersoli in klein
Der kleine Italo-Wüterich wird 40 – und hat noch immer schlechte Laune. Also besser aus dem Weg, oder es gibt einen Satz heisse Löffel.
Er sieht aus wie ein Schulranzen auf Speed, klingt wie ein übermüdeter Vesuv und fährt wie ein Espresso auf Rädern: Der Fiat Uno Turbo i.e. wird 40 – und wir verneigen uns vor einem Auto, das so gar nichts mit Vernunft, CO?-Zielen oder Einparkhilfen zu tun hat. Er war der Italo-Boy unter den Hot Hatches. Kein Schönling mit offenem Hemd und Goldkettchen, sondern eher eine geschrumpfte Version von Carlo Pedersoli, der vielleicht besser als Bud Spencer bekannt sein dürfte.
Der Fiat Uno wurde 1985 geboren. Nicht irgendwo, sondern in Turin, der Stadt, wo sogar die Bordelektrik temperamentvoll ist. Der Uno Turbo war die Antwort von Fiat auf eine Frage, die keiner gestellt hatte: Was passiert, wenn man 105 PS in ein Auto steckt, das weniger wiegt als zwei Strandliegen und ein Sonnenschirm? Die Antwort: 8,3 Sekunden auf 100, 200 km/h Topspeed – und ein Fahrgefühl, als hätte man einen Terrier an einer Flexileine. Kein ESP, kein Traktionskontroll-Gedöns, nicht mal ein Beifahrer, der freiwillig nochmal mitfährt. Stattdessen: Turboloch so gross wie das Budget des italienischen Staatshaushalts. Anschliessend wird die Leistung nicht abgegeben, sondern rausgeworfen. Und das bei 845 Kilo Leergewicht.
Drinnen? Samt, rote Teppiche, Digitaluhren – das volle 80er-Programm, inklusive Flüssigkristall-Chic und einem Check-Panel, das dir gefühlt sogar sagt, ob deine Mama dich noch mag. Besonders hübsch: die Ladedruckanzeige, damit man eben angezeigt bekommt, wann dem Auto wieder die Gäule durchgehen.
Technik oder was es auch war
Das Fahrwerk, man könnte sagen: sportlich-straff. Man könnte aber auch sagen: Komfort wie ein Betonmischer. Seitenneigung? Nicht, wenn du geradeaus fährst. Bremsen? Ja, gibt’s – vorne innenbelüftet, hinten hat man auch irgendwas verbaut. Sicherheitsassistenz? Klar, am Innenspiegel hält sich Jesus am obligatorischen Rosenkranz fest.
Der Uno Turbo war nicht einfach nur ein Auto. Er war die mobil gewordene Attitüde einer ganzen Generation. Der Beweis, dass man mit 1,3 Litern Hubraum, einem Garrett-Turbolader und einem Momo-Lenkrad das Lebensgefühl zwischen Bologna und Monza konservieren kann. Dass Leidenschaft wichtiger ist als Spaltmasse oder Rost. Und dass man mit einem Fiat auch schneller sein kann als mit einem Golf – zumindest auf dem Weg zur nächsten Werkstatt.
Serie zwei war dann ab ’89 mit mehr Hubraum, mehr Leistung (116 PS!) und noch mehr Wahnsinn. Mit breiten Backen und Spoilerwerk.
Heute? Selten, begehrt, teuer. Wer einen Uno Turbo i.e. in gutem Zustand findet, hat zwei Möglichkeiten: direkt kaufen oder den Besitzer direkt heiraten. Exorbitante Preise für ein Auto, das damals nicht mal so viel gekostet hat wie eine Küche. Aber ehrlich: Der Uno Turbo ist mehr Küche als die meisten Küchen – heiss, laut, gefährlich.
Cin cin, Uno Turbo. Auf die nächsten 40. Und bleib bitte genau so unvernünftig, wie du bist.
Text: GAT
Fotos: Fiat