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Occasions-Check - Corvette und Camaro

Corvette und Camaro aus dem Hause Chevrolet bieten dem Ford Mustang seit Jahrzehnten Paroli. In unserem aktuelle Occasionenratgeber checken wir die beiden Sportwagen von Chevrolet, die es beide auch als Cabrio gibt. Alle Infos über Motorisierungen, Stärken und Schwächen.

Veröffentlicht am 27.11.2022

Dem 1932 in Zürich geborenen Bänkersohn Robert A. Lutz haben wir es zu verdanken, dass die extremsten Sportwagen von General Motors weiterhin mit Hinterradantrieb und archaischem V8-OHV-Motor vom Band laufen und optisch auffällig in den Verkehr eintauchen. Petrolheads sind es «Bob» auf ewig dankbar, diesen 6,2 Liter grossen Small-Block-Verbrenner in die Neuzeit gerettet zu haben. Die Kolben in der letzten Ausbaustufe der Corvette 2019 Z06 oszillieren bei Nenndrehzahl 6400-mal pro Minute (19,6 m/s) und die filigranen Stössel hebeln gleichzeitig die Ventile 1600-mal.

Überraschend genügsam


Der 6,2 Liter grosse V8-Sauger in Corvette und Camaro ist ein Wunder der Technik.

Ein Wunder der Technik, denn man kann dieses Aggregat sowohl im Camaro als auch in der Corvette mit Kellerdrehzahlen cruisend und mit weniger als 10 l/100 km bewegen. Oder mit höherer Drehzahl einen irre mechanischen Sound abrufen und sich dabei den Schädel von der Kopfstütze abfedern lassen. Wir verraten, worauf es beim Gebrauchtwagenkauf von Corvette C7 und Camaro ankommt. (Das ist die neue Corvette C8 Z06.)

Ab Jahrgang 2013

Drehen wir das Rad auf 2013 zurück. Seit damals ist man mit der C7 Corvette (ab 437 PS) voll dabei und später auch mit dem Camaro und seinen 432 PS als Handschalter (405 PS mit AT). Es gab damals schon eine Siebenliter-Version mit 512 PS und eine C7 ZR1 mit 647 PS – handgeschaltet! Der Camaro kostet wenig mehr als halb so viel wie die Corvette. Dafür bekommt man mit dem Ponycar immer zusätzlich zwei leidlich nutzbare Sitze im Fond dazu, und einen Kofferraum mit Schaufenster in der Vette.

Am liebsten V8-Sauger

Aktuell ist man ab 2017 dabei: Der Camaro V8 leistet nun 453 und die Corvette 464 PS. Dazu war der Camaro 2,0 Turbo mit 275 und die Corvette Z06 mit 659 PS erhältlich. Die Pferdestärken sind gar nicht so wichtig. Hauptsache vorne steckt dieser prächtige OHV-Motor drin. Am liebsten als reiner Sauger, was auch die Wartungskosten etwas dezimiert. (US-Präseident Joe Biden verrät die Elektro-Corvette.)


In Camaro und Corvette muss man mit Schiessscharten statt Fenstern leben können.

Unübersichtlich sind beide – der letzte Camaro besonders zur Seite. Die Fahrwerke der Hecktriebler sind unterschiedlich aufgebaut, erzielen jedoch das gleiche Resultat. Sehr sportlich – sprich am Limit fordernd, bei Nässe delikat – sowie schnell auf der Uhr, selbst im Vergleich zu europäischen Sportwagen. Und federn können die Chevys mindestens so gut wie die vergleichbaren Europäer.

Ein Gang zu viel

Die Verfügbarkeit als Occasionen angeschaut: Es sind mehr Corvettes als Camaros ausgeschrieben, weil sich die 1953 erstmals vorgestellte Corvette auch als Oldie oder Youngtimer stark hält. Rund ein Viertel der Camaros stehen als Cabrio im Angebot, bei den Corvettes sind es fast die Hälfte. Punkto Getriebe sind es beidseitig jeweils rund ein Drittel MT mit sechs oder gar sieben Gängen (Corvette). In der Praxis erweist sich Letzteres als eine Stufe zu viel.


Enthusiasten entscheiden sich für die Handschaltung,
wobei sieben Vorwärtsgänge in der Corvette etwas zu
viel des Guten sind.

Die Camaro-Vier- und Sechszylinder kommen in den Occasionenangeboten kaum vor. Spätestens die ab 2013 gebauten Chevys spuren mit imponierender dynamischer Kompetenz, geschärft nochmals ab 2017. Seit 2019 ist die Corvette mittelmotorig und kein Thema in diesem Ratgeber.

Darauf muss man achten

Hören wir noch in die Chevrolet-Werkstätten hinein und protokollieren, was es auf der MFK zu bemängeln gibt. Tuning muss im Fahrzeugausweis eingetragen sein, sonst kann es Ärger geben. Die Mängelliste ist bei der Corvette noch etwas kürzer als beim Camaro, weil die Vette meistens als Zweitauto und weniger gefahren wird als der Camaro, der häufiger als Erstauto vorkommt und selten Pendler- oder gar Vertreterauto ist.


Weder Corvette noch Camaro plagen im Alter gröbere chronische Leiden.

Erste Erkenntnis: Spätestens ab Modelljahr 2014 fallen Camaro und Corvette auf der MFK dadurch auf, dass sie nicht auffallen, weil es Hobbyfahrzeuge sind. Und die werden erfahrungsgemäss gut gewartet – meistens natürlich von Spezialisten. Zweite Erkenntnis: Die Amerikaner mögen zwar etwas grobschlächtiger verarbeitet sein als die Europäer oder Japaner, aber solide solide und die Substanz – sprich Karosserie, Antrieb, Fahrwerk – dauerhaft ausgelegt.


Camaros werden auch schon mal als Erstauto genutzt, die Corvette dient fast ausschliesslich
als Spass- und Wochenendauto.


Unterhalt und Service sind teuer

Schliesslich vernimmt man aus den Werkstätten doch noch von einigen Baustellen. Es zieht sich aber nirgends so durch, dass man von chronischen Leiden sprechen könnte. Das mag auch daran liegen, dass die Spezialisten auf einen jährlichen Service drängen, oder spätestens alle 15 000 Kilometer. Dabei langen sie ordentlich zu. Bei den Automaten empfehlen sie, bei 80 000 bis 100 000 Kilometer das Öl zu wechseln – das bewirke Wunder. Bremsen- und Reifenersatz sind teuer.

Welche Ausführung?

Camaro oder Corvette ist eine Budgetfrage. Coupé oder Cabrio ebenfalls. Verfügbar sind Handschalter und Automaten – Geschmacksache. Das Beste aus zwei Welten ist der Camaro Convertible, der aber rar ist. Die heissen Versionen sind vergleichsweise zu teuer, lohnen nur aus Prestigegründen oder für Ausflüge auf die Rennstrecke. Abschreibungsmässig können sie spekulativ interessant sein.

Welcher Motor?

Der 2.0 Turbo passt besser zum Camaro als der V6. Ansonsten: V8-6,2-Liter OHV. Klaro. Die PS-Zahlen variieren unter den Jahrgängen, aber im Charakter sind alle gleich. Erstaunlich sparsam oder Säufer, das kommt ganz auf den Gasfuss an.

Junge Corvettes zunächst günstiger im Preis

Gemäss Auto-i-Dat verlieren die jüngeren Corvettes schneller an Wert als die Camaros, was sich mit zunehmenden Jahresringen zugunsten des reinen Zweisitzers ändert. Wie sich dies in Zukunft, mit der nun endlich in Europa erhältlichen C8-Corvette auswirkt, gehört ins Reich der Spekulation. Mehr davon mit Cabrios im nächsten Occasionenratgeber. (Chevrolet Corvette C3 L88 - Der heilige Gral.)

Das kosten die beiden Occasionen

 

Corvette Grand Sport,
6,2 V8 AT,
2017, 30000 km,
64 500 Franken

Camaro Coupé,
6,2 V8 MT,
2017, 50 000 km,
34 700 Franken

Text: Jürg Wick
Fotos: auto-illustrierte/Jürg Wick

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