Elektrosackgasse? Toyota bleibt mit E3 flexibel
Kaum hat Toyota den rein elektrischen bZ4X auf der mit Subaru gemeinsam entwickelten e-TNGA-Plattform vorgestellt, kündigt Toyota-Europa-Chef Matt Harrison bereits den nächsten Schritt an. Zumindest für den europäischen Markt brauche es eine flexible Plattform, die alles kann: Verbrenner genauso wie Elektro-, Hybrid- und Plug-in-Hybridantriebe. Die Lösung heisst E3. Damit ist Toyota nicht allein, denn die Experten, die vor einer Elektro-Sackgasse warnen, mehren sich.
Toyota-Europa-Chef Matt Harrison und der bZ4X
Toyota plant eine Reihe regionaler elektrifizierter Modelle, die auf einer neuen Plattform basieren, die nach 2025 eingeführt werden soll. Die als E3 (Emotion, Engagement, Energy) bezeichnete Architektur wird Hybriden, Plug-in-Hybriden und reinen Elektromodellen zugrunde liegen, die ausschliesslich auf dem Alten Kontinent verkauft werden. Anmerkung des Redaktors: ... und die natürlich bei Bedarf auch mit reinen Verbrennungsmotoren bestückt werden könnten um nicht in die Elektro-Sackgasse zu rennen, was Toyota allerdings nicht ausdrücklich erwähnt, weil das ökopolitische Umfeld aktuell keine solchen Aussagen aufnehmen würde ...
Die Basis wird nicht von Grund auf neu entwickelt, sondern die Ingenieure werden Elemente der e-TNGA-Plattform, die ausschliesslich für Elektroautos wie den bZ4X vorgesehen ist, mit der GA-C-Plattform kombinieren, die auf Hybrid-Kompaktwagen zugeschnitten ist. Interessanterweise hat Toyota Europe die hiesige Produktion von e-NTGA-basierten Fahrzeugen wie dem bZ4X ausgeschlossen, der ab 2022 von Japan aus ausgeliefert werden soll.
Stattdessen wird das Unternehmen eine neue Familie elektrifizierter Modelle auf der E3-Architektur entwickeln, die in den Toyota-Werken in der Türkei und in Grossbritannien gebaut werden sollen. In diesen Werken fertigt die japanische Marke bereits mehrere Kompaktwagen auf Basis der GA-C-Architektur.
"Automotive News Europe" berichtet, dass nur der Corolla mit Fliessheck und vielleicht die Limousine in neue Generation in Europa überleben werden, während der Kombi am Ende seines Lebenszyklus eingestellt wird. An seiner Stelle wird der neue Corolla Cross als Alternative dienen, und die nächste Generation des kompakten Crossovers wird lokal auf der E3-Plattform gebaut. Auch der schnittige C-HR wird in seiner zweiten Generation auf die gleiche Hardware umsteigen. Matt Harrison, CEO von Toyota Motor Europe, sagte gegenüber ANE: "Wir sind davon überzeugt, dass der Weg zur CO-Neutralität nicht nur elektrisch sein wird, sondern vielseitig – das heisst, er wird verschiedene Technologien und Kraftstoffe umfassen, die alle zum selben Ziel führen."
Wie schon bekannt, wird Toyota ab 2035 in Westeuropa nur noch Elektroautos verkaufen, egal ob es sich um batteriebetriebene oder wasserstoffbetriebene Modelle handelt. Apropos Wasserstoff: Die Ingenieure des Unternehmens arbeiten auch an etwas sehr Interessantem: einem Verbrennungsmotor, der mit Wasserstoff statt mit fossilen Brennstoffen betrieben wird. Zurzeit handelt es sich um ein Experiment, so dass es noch zu früh ist, um zu sagen, ob irgendwann Serienfahrzeuge folgen werden.
In der Zwischenzeit werden die ersten Toyotas auf E3-Basis in Produktion gehen und in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts auf den Markt kommen.
Text: Stefan Fritschi
Fotos: Toyota