Der neue Aston Martin Vanquish
Kaufen Sie sich einen Aston Martin Vanquish – bitte! Der legendären Marke geht es gerade nicht sonderlich rosig. Dabei beweisen die Briten mit dem neuen kanadischen Besitzer Lawrence Stroll ziemlich gut, wie man traumhaft schöne Autos baut. Allen voran der neue Aston Martin Vanquish.
Lawrence Stroll hat das Auftreten eines James Bond Bösewichts und die Aura eines Kriegs-Generals. Man muss den Milliardär, Netflix-Nebendarsteller und Hauptbesitzer von Aston Martin, einfach lieben. Der Kanadier, der sein Geld mit Luxus-Modemarken gemacht hat, kaufte 2018 das Force India F1 Team und 2020 die britische Edelmarke, damit sein Sohnemann Rennfahrer werden kann.
Anfangs hat das sogar ganz toll geklappt – die Aktie ging rauf. Doch seit Mitte 2023 befindet sich das Wertpapier des Unternehmens auf einem Bärenmarkt. Kein Problem für Papa Stroll, denn laut dem Boss sei 2024 nur ein Übergangsjahr. Zum einen sei eine immense Produkttransformation im Gange, zum anderen stehen Markteinführungen von neuen Modellen bevor.
Eine davon ist der neue Aston Martin Vanquish – die Rückkehr des legendären Modells. Mit dem makellosen Design und der tadellosen Technik setze der Vanquish neue Massstäbe in Bezug auf Leistung, Stil und Luxus für eine neue Generation von Liebhabern, verspricht Lawrence Stroll. Vom Boss gibt es zusätzlich eine klare Ansage: «Solange es uns erlaubt ist, Autos mit Verbrennungsmotor zu bauen, werden wir sie auch bauen.» Küsschen links und rechts dafür, Lawrence!
Voll auf die Zwölf
Der neue Vanquish wurde nicht elektrifiziert; nicht mal ein bisschen mild, sondern setzt traditionsbewusst auf einen Zwölfender. Dieser musste für die neuesten Emissionsvorschriften allerdings komplett überarbeitet werden. Herausgekommen ist der neue 5,2-Liter-Biturbo-V12-Motor mit einer Leistung von 623 kW/835 PS und 1’000 Newtonmeter Drehmoment. Man setzt auf ein transaxial verbautes 8-Stufen-Automatik-Getriebe von ZF und Hinterradantrieb. Den Hunderter-Spurt absolviert der Vanquish in 3,3 Sekunden; erst bei 345 km/h hört der Spass auf.
Boost Reserve
Um diesen Biturbo-V12 der neuesten Generation so ansprechbar und leistungsstark wie noch nie zu machen, verfügt das Fahrzeug über eine neue Ladedruck-Reserven-Funktion (Boost Reserve). Die Ladedruck-Reserven erhöhen den Ladedruck des Turboladers über das Mass hinaus, sodass die volle Leistung immer bereit steht, wenn sie benötigt wird. Um artig wieder zum Stehen zu kommen, wird serienmässig eine Carbon-Keramik Bremsanlage (CCB) verbaut. Aufgrund einer besseren Wärmeabfuhr werden Fading-Erscheinungen nicht erwartet. Doch der ganz grosse Applaus sollte man sich für das deutliche Reduzieren der ungefederten Massen (-27 kg im Vergleich zu Gusseisenbremsen) aufsparen.
Für alle Strassentypen geeignet
Der Vanquish sei ein Auto, das sich auf langen Fahrten entspannt und sicher anfühlt, mit der Fähigkeit, im GT-Modus auf allen Strassentypen sein Bestes zu geben. Was nach Prospektprosa klingt, soll durch die adaptive DTX-Dämpfertechnologie und der grösseren Bandbreite an Fahrmodi ermöglicht werden.
Elektronisches Differential
Um die Fahrdynamik auf höchstem Level zu halten, wurde die Wankstabilität des Fahrwerks durch Verbesserungen an Stabilisatoren und Karosseriesteifigkeit erzielt. Statt eines mechanischen Sperrdifferentials will man sich die Vorteile eines elektronischen Differentials zunutze machen. Dieses kann innerhalb von 135 Millisekunden von vollständig geöffnet auf 100 Prozent gesperrt umschalten, was ein besseres Fahrverhalten am Kurvenausgang und eine verbesserte Traktion zur Folge hat.
Aluminium-Karosseriestruktur
Die Aluminium-Karosseriestruktur mit Doppelquerlenker-Vorderachse und Mehrlenker-Hinterachse, bekommt zusätzliche Versteifungskomponenten am Unterboden. Für noch mehr Seitensteifigkeit gibt es noch eine Querstrebe im Motorraum und einen voluminösen hinterer Unterfahrschutz.
Neben dem Monocoque-Chassis aus geklebtem und stranggepresstem Aluminium besteht die Karosserie grösstenteils aus Kohlefaser. Mit 1774 Kilogramm ist er bei der heutigen Auto-Adipositas fast schon untergewichtig.
Der Vanquish ist ein GT erster Güte und sicher kein Kurven-Phlegmatiker. Natürlich hat er auch ein breites Programm an Fahrerassistenzsystemen. Aber wer sich bei einem Aston Martin dafür interessiert, dem gehört der Führerschein entzogen.
Modebewusstes Aussendesign
Beim Aussen-Design hielt man eng an der Designsprache vergangener Fahrzeuge fest. Der neue Vanquish erhält eine neue Frontpartie mit Stossfänger, Kotflügeln und Kühlergrill. Der traditionelle Lamellen-Kühlermaul ist standardisiert, doch seine Öffnung wurde maximiert. So weht dem Fahrzeug nicht nur die Luft um die Nase, sondern auch durch die vorderen Radkästen – vor allem zur Kühlung der Bremsen.
Ein weiteres Design-Merkmal jedes Aston Martins ist der markante seitliche Lüftungsschlitz. Beim Vanquish kann diese Signatur mit optionalen Exterieur-Pakete individuell gestaltet werden. Über schmale Seitenscheiben, feinen 21-Zöller, eine muskulöse Schulter und schliesst das Fahrzeug mit einem knackigen Hintern ab. Entenbürzel, Diffusor, vier Flöten und die Statement-Tafel mit dem Firmenname sind zum Niederknien schön. Geschmacksache sind die Rückleuchten im Stil einer Alpine A290. Aber vielleicht gewöhnen wir uns ja noch daran.
Das Innenleben
Im Inneren bleibt es gewohnt luxuriös. Zwei Stühle, viel Leder, feines Carbonara und zwei Zehn-Zoll-Bildschirme, sowie weitere Drehregler und Rollen aus Metall. Lecker ist das durchgehende Panoramadach. Damit es der erlauchten Käuferschaft nicht auf das eh schon spärliche Haupthaar runterbruzzelt, lässt sich der Glasdeckel selbstverständlich mittels Flüssigkristallschicht abdunkeln. Glas und Beleuchtung darf auch beim Start-Stopp-Knopf nicht fehlen. In der Mittelkonsole befinden sich weitere Drehregler und Rollen aus Metall sowie haufenweise taktile Oberflächen. Damit die Wurstfinger keine Abdrücke hinterlassen, sollte man in der Landi ein paar Microfasertücher holen – der Klarlack verzeiht nichts.
111 Millionen Pfund minus im 111. Jahr
Aston Martin weiss genau, wie man solvente Kunden verwöhnt, und möchte am liebsten alle 1000 begeistern. Mehr sollen vom schönen Briten nicht gebaut werden. Ab Ende dieses Jahres werden die ersten Exemplare ausgeliefert. Preise für den Vanquish hat man uns noch nicht verraten, aber der Verkaufsstart des Aston Martin Flaggschiffes wird bereits sehnlichst erwartet. Nicht nur von Auto-Romantikern, sondern auch vom Unternehmen selbst. Aston «feierte» im Jahr seines 111-jährigen Bestehens, mit genau 111 Millionen Pfund Miese – und das alleine im ersten Quartal 2024. Klar, gleicht Lawrence das Morgen früh mit seiner Kreditkarte wieder aus, aber nachhaltig ist halt doch irgendwie anders. Darum: Kaufen Sie bitte den neuen Aston Martin Vanquish.
Text: GAT
Bilder: Aston Martin