Flaggschiff

Die neuen BMW i7 und BMW 7er – lautloser Luxus

Der BMW i7 und die neue BMW 7er-Reihe sind kaum zu unterscheiden. Denn die Münchner bauen alles auf einer Plattform: Benziner, Diesel, Hybride und den Vollelektrischen. Und so kontrovers das Design auf den ersten Blick auch sein mag, das neue Flaggschiff ist eine schlüssige Evolution.

Veröffentlicht am 20.04.2022

Auf einen neuen BMW 7er sind mindestens so viele Augen gerichtet wie auf eine neue Mercedes S-Klasse. Wenn die Speerspitze der deutschen Ingenieurskunst ihr neuestes Flaggschiff zeigt, dann kann die Welt etwas Beeindruckendes erwarten.

Optisch klar ein Flaggschiff

Im Falle des neuen Topmodells aus München ist das sprichwörtlich gelungen. Allein optisch macht der neue BMW 7er, den es erstmals auch vollelektrisch, dann als BMW i7 bezeichnet, gibt, Eindruck. Fast 5,40m misst die neue bayrische Luxusklasse, der Radstand ist selbst im Vergleich der alten Langversion noch einmal auf 3,21m angewachsen. Er ist ein Schiff, ein mächtiges Statement – und auch nur noch in dieser einen Karosserielänge zu haben. Unterscheidungen zwischen kurz und lang gibt es nicht mehr.

Doch das war nicht alles in Sachen eindrucksvoller Optik. Gerade die Front hat noch einige Details parat. Etwa die gigantische Niere, die sich nun beleuchten lässt. Oder die flankierenden zweigeschossigen Leuchteinheiten, die gegen Aufgeld durch edle Swarovski-Kristalle blinzeln, „Iconic Glow“ nennt man das bei BMW.

Klare Kante im Profil

Besonders aber im Profil kommt die Wirkung des neuen Looks am besten zur Geltung. Die aufrechte Front, die Geradlinigkeit der Flächen und das überraschend zurückhaltend gestaltete Heck verleihen sowohl dem BMW 7er, als auch dem aerodynamisch noch etwas optimiertem BMW i7 eine geradezu schnörkellose Präsenz. Man wird sich an die neue Optik sicher einige Zeit gewöhnen müssen, aber das Design dürfte weniger schnell altern als auch schon. Die Stilisten aus dem Petuelring im Herzen von München haben hier einen soliden Pflock für ihr künftiges Topmodell eingeschlagen.

Samtweich und digital im Interieur

Im Interieur geht es opulent weiter. Die Reduktion auf weite Flächen und zurückhaltendere Gestaltung kennt man bereits vom grossen Stromer iX. Hier entleiht man sich auch das grosse Curved Display. Neu ist allerdings die „Interaction Bar“, eine Mischung aus Ambientelicht, Zierleiste und Bedienfläche. Je nach Betriebsmodus werden hier verschiedene Schalterleisten eingeblendet – was einen haptischen Zugriff auf die Funktionen ermöglicht, ohne das Interieur mit Tasten zu überladen. Das Ganze nimmt den kristallen-glitzernden Look auf, den man etwa auch auf den Sitzverstellern oder dem Steppmuster der Sitzbezüge wiederfindet.

Diese lassen sich nun neben feinem Leder erstmals auch in Cashmere-Wollstoff auspolstern. Vor allem in Kombination mit den sehr hochflorigen Bodenteppichen wirkt ein derart ausstaffierter 7er tatsächlich mehr nach Rolls-Royce, also nach BMW. Selbstredend lassen sich auch alle vier Plätze auf Wunsch mannigfaltig elektrisch verstellen, beheizen, belüften und bieten verbesserte Massagefunktionen.

Auf Wunsch ein rollender Theatersaal

Neu ist allerdings der Theater-Himmel. Gegen, wohl eher horrenden, Aufpreis fährt ein gut 32 Zoll messender Flachbildschirm aus dem Dachhimmel und verwandelt den Fond in ein Kino. Übrigens wird die Verwandlung nicht nur akustisch mit einem speziell komponierten Sound begleitet, es fahren auch die Rollos im Fond nach oben und die Ambientebeleuchtung wird gedimmt – man will nichts dem Zufall überlassen.

Es sind dann auch genau diese Art an Choreographien, an Licht- und Toneffekten, die zu einem Gesamtkunstwerk komponiert werden und zusammen mit den liebevoll ausgewählten und perfekt verarbeiteten Materialien für ein wirklich besonderes Komforterlebnis sorgen. Doch das alles lässt eine Frage offen: Ist das der neue Fortschritt? Definiert derlei nun einen BMW 7er? Optik und elektrische Entertainment-Spielereien?

Technisch wird es stark elektrisch

Der Blick in die technische Datenkarte klärt diese Frage recht unmissverständlich. Da wäre die Modellverfügbarkeit zum Marktstart. In diesem Jahr gibt es nur ein Modell. Den BMW i7 xDrive60. Heisst übersetzt: vorerst gibt es den neuen BMW 7er nur vollelektrisch.

Mit zweimotoriger Auslegung, beide Aggregate übrigens nach neuster BMW-Bauart, fremderregt, ohne Verwendung ressourcenfressender Permanent-Magnete, bringt es der erste i7 auf 400kW und 544PS. Damit beschleunigt der 2,6 Tonner ist 4,7 Sekunden auf 100km/h und wird bis zu 240km/h schnell. Seine Kraft bezieht er aus einer 101,7kWh grossen Batterie, die er entweder mit 11kW am Wechselstrom laden kann, oder mit bis zu 195kW am Gleichstrom-Schnelllader. Im Vergleich zum iX, der über ein ähnliches Setup verfügt, wurde die Ladesteuerung noch einmal verbessert, was für kürzere Standzeiten an der Strom-Zapfsäule sorgt. Zehn Minuten gibt BMW für 170 Kilometer an Ladezeit an. Übrigens: die Batterie lässt sich vom Fahrer auf Knopfdruck auch manuell vorkonditionieren – besonders im Winter ein nicht zu unterschätzender Vorteil, den man bei der konservativen deutschen Konkurrenz aktuell noch nicht anbietet.

Kein V8-Motor mehr für die Schweiz

Erst später, je nach Verfügbarkeit und aktueller Versorgungslage, auf jeden Fall aber noch im ersten Halbjahr 2023 folgen drei weitere Motoren für den europäischen Markt. Der BMW 740d xDrive, der BMW 750e xDrive und der BMW M760e xDrive. Wer sich in der neuen Nomenklatur von BMW bereits etwas auskennt, der weiss es bereits: Es gibt keinen konventionellen Benziner mehr. Beide e-Varianten sind Plug-in-Hybride, die mit einem 3,0-Liter-Reihensechszylinder gekoppelt sind. Während es der kleine auf 490 System-PS bringt, solo sind es 310PS vom Dreiliter und 200PS vom E-Motor, drückt der M-7er ganze 571PS in Kombination. Hier leistet der Verbrenner 380PS, das E-Aggregat bleibt gleich. In Sachen Batterie vertrauen beide e-Hybride auf einen 18,7kWh fassenden Kraftspeicher, der laut Norm etwa 80 Kilometer flüsterleisen Betrieb ermöglicht. Einstiegsmodell wird der 740d xDrive mit einem 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Diesel mit 48V Mild-Hybrid. Er leistet 300PS und 670Nm und dürfte mit seinen 74 Litern Tankinhalt für die grösste Reichweite unter allen neuen BMW 7ern sorgen. Nicht in die Schweiz schafft es der V8-Motor aus dem 760i. Das altbekannte und nur leicht überarbeitete 4,4-Liter-Achtzylinder-Biturbo-Aggregat bringt es auf 544PS und 750Nm und wird nur in den USA und anderen ausgewählten Märkten verfügbar sein. Den Zwölfzylinder hatte BMW bereits im aktuellen Modell beerdigt.

Auch in Sachen Autonomie nur Evolution

In Sachen Fahrerassistenz rüstet BMW den i7 und die neuen 7er ebenfalls nach, aber nicht unnötig auf: Man verspricht Level 3-Autonomiefähigkeit in Zukunft, verzichtet aber auf Lidar-Sensorik und vernetzt stattdessen die aktuellen Radar- und Kamerasysteme besser. Auch kommen erstmals 8 Megapixel-Optiken zum Einsatz, die den Entfall einiger Kameras ermöglichen und dennoch für bessere Orientierung der automatisierten Fahrfunktionen bieten.

Martkstart & Preise

Es zeigt sich also, dass BMW bei den neuen Flaggschiffen eher eine Evolution walten liess. So schroff der Bruch auch optisch scheint, am Ende fügt sich das neue Topmodell sehr gut in das bestehende Gefüge aus neuem X7, dem grossen iX und den kleineren Modellen ein. Er überfordert den Kunden nicht mit neuem, sondern bettet ihn – so wie es sich für eine Luxuslimousine gehört – in absoluten Komfort. Doch reicht eine Glitzerwelt aus Kristallen, Kashmirstoff und Kinoscreens für die Pole Position im Jahr 2023? Das werden BMW i7 und die konventionellen BMW 7er erst im ai-Test zeigen können.

Die Preise ordnen sich wie folgt:
BMW i7 xDrive60: 169’900
BMW 740d xDrive: 139’600
BMW 750e xDrive: 151’200
BMW M760e xDrive: 169’200

Text: ai Online Redaktion/DF/FM
Bilder: BMW

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