Kia EV6 GT – Auf Porsche-Niveau
Kia hat Porsche im Visier. Ja, ihr lest richtig, Kia. Mit dem EV6 GT kaufen die Koreaner punkto Beschleunigung und Spitzengeschwindigkeit dem Taycan den Schneid ab – und das zum halben Preis.
Dass ein Stromer jemals das leistungsstärkste Modell eines Herstellers in der Palette werden wird, daran hätte vor fünf bis zehn Jahren wohl keiner geglaubt. Höchstens bei den Billiganbietern, bei denen es ein leichtes ist, die bislang angebotenen 150 PS um maximal 30 PS zu überbieten. Dass es dann aber gleich deren 585 PS und 740 Nm Drehmoment sind, lässt aufhorchen. Erst recht, da es sich hier um keinen Premiumanbieter handelt. Nein, es ist Kia, die dem EV6 ein echtes Powerpack unter die elegante Karosserie geschnürt haben.
Fulminanter Sprinter
Das hat es faustdick hinter den Ohren. Heisst 0 bis 100 km/h in 3,5 Sekunden und eine Vmax von
260 km/h. Und er hält, trotz des hohen Eigengewichts von 2,2 Tonnen, was er verspricht – zumindest die Beschleunigung. Davon konnten wir uns auf einer Teststrecke unweit von Stockholm überzeugen. Als ob dieser Sprint das Normalste der Welt sei, spult er, ohne mit der Wimper zu zucken, sein sportliches Pensum brav herunter. Und das nicht nur einmal oder durch Zufall. Nein, er weiss was er macht – und vor allem kann.
Wer jetzt noch mehr Fun will, lockert die ESP-Leinen mit dem neuen GT-Modus, der den vorderen Motor eliminiert. Doch Achtung, dann will der EV6 gezähmt werden und verlangt nach kundiger Hand. Zum Drift auf abgesperrter Strecke lässt sich der Koreaner herrlich um die Kurven manövrieren, denn auch dann laufen die beiden Herzstücke zur Hochform auf. Und das sind zwei Synchronmotoren an der Vorder- und Hinterachse. Gespeist vom 77,4-kWh-Akku spendieren dem Stromer das vordere und hintere Aggregat 218 beziehungsweise 367 PS. Im gemächlichen Galopp soll das dennoch für 424 Kilometer Reichweite genügen. Und dank der 800-Volt-Technologie steht er bereits nach 18 Minuten wieder zu
80 Prozent unter Strom.
Dezent und effektiv
Optisch macht der starke EV6 dagegen eher auf Understatement. Ein paar kleine Details an der Frontschürze und dicke 21-Zöller, bezogen mit, wie soll es auch anders sein, 255 Millimeter breiten Michelin Pilot Sport 4S Walzen. Die garantieren in Verbindung mit dem nochmals nachgebesserten, fünf Millimeter tiefergelegten Adaptivfahrwerk und des quer sitzenden Akkupacks eine stabile Strassenlage sowie einen tiefen Schwerpunkt. Und das elektronisch begrenzte Schlupfdifferenzial e-LSD verteilt dabei fleissig seine Kraft auf das Rad mit der grössten Haftung. Nützlich vor allem bei rassigen Kurvenfahrten. Und damit der Pilot dabei nicht die Haltung verliert, hat man dem GT die Sportsitze aus dem Hyundai i30 N verpasst. So bleibt alles schön in der Familie.
Für 69 900 Franken bekommt man einen Vollblutsportler, mit sieben Jahren Garantie und einer gehörigen Portion Sportlichkeit, die einem auch im Grenzbereich nicht das Grinsen aus dem Gesicht treiben kann.
Technische Daten Kia EV6 GT
Permanentmagnet Synchronmotoren | v. 160 kW/218 PS; h. 270 kW/367 PS |
Systemleistung | 430 kW/585 PS |
Systemdrehmoment | 740 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen, 77,4 kWh |
Getriebe | Eingang-Getriebe |
Kraftübertragung | Allrad |
Verbrauch, Reichweite | 20,6 kWh/100 km (WLTP), 424 km |
CO2, Effizienzklasse | 0 g/km, A+++ |
0–100 km/h | 3,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 260 km/h |
Reifen v./h. | 255/40 R21 |
Länge/Breite/Höhe | 4695/1890/1545 mm |
Leergewicht | 2185 kg |
Zuladung | 425 kg |
Ladevolumen v./h. | 20 l/480–1260 l |
Preis EV6 GT |
ab 69 990 Franken |
Text: Jörg Petersen
Fotos: Kia