Kia EV9 – Raum ist nie genug
Der Kia EV9 ist kein Unbekannter, hat man ihn doch im vergangenen Jahr bereits in den USA präsentiert. Nun steht das grosse E-SUV erstmals in Europa und zeigt sich in voller Pracht. Auch wenn der Marktstart noch einige Zeit auf sich warten lässt, so konnten wir den Verantwortlichen einige erstaunliche Details abringen.
Es sind exakt 4,93 Meter Länge, auf die der Kia EV9 eine erfreulich modern gestaltete Karosserie stellt. Natürlich ist er noch eine Designstudie, doch das Serienmodell dürfte sich stark an dieser Kontur anlehnen. Der Neuner wird eine frische Kantigkeit ins Spiel bringen, man kann ihn sich als progressiven Maxi-Soul vorstellen. Auf jeden Fall aber macht er klar, dass sich die Koreaner bei ihren EV-Modellen etwas trauen – und der Erfolg gibt ihnen recht.
Bei einem Radstand von über drei Metern reizt er die E-GMP-Basis, auf der auch Kia EV6 und Ioniq 5 stehen, deutlich weiter aus. Dennoch ist er kaum grösser als etwa ein Mercedes EQC oder ein Audi e-tron. Die Deutschen haben mit Q7, X7 und GLS noch deutlich größere Modelle im Programm. Der EV9 soll es mit einem cleveren Raumkonzept dennoch auf ungeahnte Platzverhältnisse bringen.
In Sachen pilotiertem Fahren kann der Kia EV6 den Besten das Wasser reichen
Die Studie verfügt über sechs Sitzplätze, die sich in 2-2-2-Konfiguration aufteilen. Allerdings sei auch eine durchgehende Bank vorne denkbar, so Kia. Auch eine Dreierbank in der Mitte wirkt locker machbar. Eher wenig Chancen auf Serienfertigung hat das kleine Rechteck-Lenkrad. In der Studie soll es vor allem die Level 3-Fähigkeit visualisieren.
Fahrerassistenzsysteme auf diesem Niveau erlauben tatsächliche die volle Übernahme der Fahrtätigkeiten, etwa im Stau. Der Fahrer muss allerdings nach Warnung des Systems schnell wieder übernahmefähig sein. Das Nickerchen hinter dem Steuer ist demnach noch nicht möglich. Dennoch ist Kia hier auf einem Level mit der Mercedes S-Klasse und dem EQS. Bislang hat kein anderer Hersteller Level 3 in Serie.
Der Rest des Innenraums ist typisch für eine Design-Studie. Wiederverwertete PET-Flaschen allerorten, tierfreies Leder, viel Chrom und edle Mikrofaser. In Serie dürfte es vor allem der hochflorige Teppich schaffen, der für viel Komfort-Flair sorgt. Übrigens: Die Selbstmörder-Anordnung der Türen ist ebenfalls nur Studien-Gimmick. Der Kia EV9 wird wird herkömmliche Türen tragen und mit einer steifen B-Säule für gewohnte Crash-Sicherheit.
Ein Akku mit knapp 100kWh ist zu erwarten
Bei den technischen Details hält sich Kia offiziell noch zurück, hinter vorgehaltener Hand gibt man sich aber gesprächsbereiter. Man könne die Daten der Batterie ja einfach hochrechnen. 540 Kilometer Reichweite versprechen sie, bei einem Verbrauch, der über dem des EV6 liegen dürfte. Allein der Radstand-Vorsprung von 20 Zentimetern macht eine auf 40 Module vergrösserte Batterie möglich. Damit sollte sich ein Wert von knapp unter 100kWh realisieren lassen – was auch mit dem WLTP-Verbrauch von gut 18kWh/100km übereinstimmen würde.
Wenn man die Ladeleistung analog zur gut um ein Viertel vergrösserten Batterie hochrechnet, dann dürfte der Kia EV9 auf fast 290kW am DC-Hypercharger kommen. Er würde damit die aktuelle Spitzengruppe der Edelstromer entthronen. Um in deren Sphären konkurrenzfähig zu bleiben, müsste es allerdings auch eine entsprechende Motorisierung geben. Theoretisch wäre der GT-Antriebsstrang mit 585 PS möglich, allerdings gibt Kia derzeit eine Beschleunigungszeit von fünf Sekunden auf 100 km/h an, die eher für ein Modell mit etwa 350 PS sprechen würde. Der Reiz der E-GMP-Plattform ist allerdings ihre Skalierbarkeit.
Man darf gespannt sein, wie der Kia EV9 eingepreist wird. Auf den Markt kommen soll er im Frühjahr 2023. Er dürfte sich zwar oberhalb des Sorento einpendeln, aber noch ordentlich Abstand zu EQC und Co lassen.
Text: ai Online Redaktion/DF/FM
Bilder: FM/Kia