Lamborghini Diablo VT - viel Spass ohne Dach
Die Marke Lamborghini wurde im Mai 1963 gegründet. Dies, nachdem der Traktor Produzent Ferruccio Lamborghini Enzo Ferrari in einem persönlichen Kundenzufriedenheitsbrief eine schlechte Note gab. Der erste Lamborghini war der 350 GTV, nach ihm folgten viele erfolgreiche Modelle. Mitunter der Diablo, welcher vor allem als Diablo VT viele begeisterte.
Anfangs der 90er Jahre kam der Lamborghini Diablo heraus. Der unten abgebildete Diablo P132 Prototyp war die Quelle des ursprünglichen Diablos und die Basis aller Diablo Modellen, designed von niemand geringerem als Marcello Gandini. Über den Diablo GT haben wir bereits berichtet, nun ist der Diablo VT an der Reihe. Schliesslich präsentierte Automobili Lamborghini SpA 1993, nach 3 Jahren der Produktion des Diablo mit Heckantrieb, den nächsten Schritt des italienischen Supercars. Der Diablo VT wurde vorgestellt, eine Weiterentwicklung des Lamborghini Diablo mit Allradantrieb, nun ja, nicht ganz. VT stand für «Viscous Traction» und bedeutete, dass ein Teil der Kraft auf die Vorderräder übertragen werden konnte, falls die Hinterräder ihre Haftung verlieren.
Der Diablo P132 Prototyp, der Start des Lamborghini Diablos
Die Anfangszeiten des Lamborghini Diablo VT
Die neue Antriebsart war nicht der einzige Unterschied zwischen dem Diablo und dem Diablo VT. Letzterer war viel raffinierter als der frühere mit Heckantrieb, unter anderem wurde die Luftzirkulation im Fahrgastraum verändert, um die serienmässige Klimaanlage besser funktionieren zu lassen. Ebenfalls verfügte der VT Roadster über eine serienmässige Servolenkung und verwendete elektronisch einstellbare Stossdämpfer, wobei vier Einstellungen manuell oder über den Computer gewählt werden konnten.
Wegen der Kraftübertragung auf die Vorderräder (maximal 25 %) mussten die Vorderreifen verkleinert werden. Statt der 245er Reifen des Standard-Diablo wurden nun 235/40 ZR 17 Pirelli P Zero montiert, die Hinterreifen blieben die 335/35 ZR 17, die auch bei der Version mit Zweiradantrieb verwendet wurden. Der wichtigste äussere Unterschied zwischen dem Diablo und der VT-Version waren die Lufteinlässe unter den vorderen Warnleuchten, um die Kühlung der Bremsen zu verbessern, und die grösseren Lufteinlässe vor den Hinterrädern, obwohl diese Modifikationen später auch beim Diablo mit Heckantrieb zum Einsatz kamen.
Viele kleine aber wichtige Details
Beim VT waren die Aussenspiegel in Karosseriefarbe lackiert, diese Modifikationen wurde aber laut Lamborghini auch am normalen Diablo vorgenommen. Obwohl 1994 das Gerücht aufkam, dass die Produktion des Diablo mit Zweiradantrieb zugunsten des VT eingestellt werden sollte, passierte dies glücklicherweise erst Ende 1998. Im Inneren erhielt der Diablo VT ein neu gestaltetes Armaturenbrett, der grosse Block des älteren Diablo wurde entfernt und ein kleinerer, raffinierterer wurde für den VT verwendet.
Schaltung und Motor
Die Schaltung im neueren Diablo GT wär phänomenal. Ein sehr gut abgestimmtes Schaltgetriebe einem sehr leichtgängigen Schaltverhalten. Die Schaltung im vier Jahre älteren Diablo VT ist ebenfalls sehr angenehm, jedoch weniger hart wie im Lamborghini Diablo GT. Mit seinen 492 PS ist der VT ebenfalls sehr stark motorisiert, hat allerdings knapp 80 PS weniger als sein grosser Bruder der Diablo GT.
Weniger gut sichtbare Änderungen betrafen den Motor, der beim Diablo VT von einem Gehäuse aus Kohlefaser im Motorraum umgeben wird. Das Steuersystem wurde verbessert, um die Geräuschentwicklung zu reduzieren, und der Motor wurde durch die Umgestaltung der Lufteinlässe kühler gehalten. Trotz der Geräuschentwicklung hört man den 5,7 Liter V12 sehr gut – vor allem mit offenem Dach. In den höheren Touren ist der Klang ähnlich zu dessen des Diablo GT, nur etwas weniger extrem.
Die Heckpartie - verschiedene Spoiler?
In diversen Veröffentlichungen von dazumal wurde Heckflügel als Erkennungsmerkmal für die VT-Version gekennzeichnet. Allerdings gab es diesen schon früher als sehr teure Zusatzoption für beide Diablo Versionen. Daher kann man diesen nicht als Unterscheidungsmerkmal ansehen. Zu den weiteren werkseitigen Individualisierungsmöglichkeiten gehörte ein Kofferset und ein verbessertes Alpine-Stereosystem mit ferngesteuertem CD-Wechsler.
Mehr Liegestühle als Sitze
Die Sitze im Diablo VT ähneln eher Liegestühlen. Fahrer und Beifahrersitz sind sehr flach positioniert. An sich sind die Sitze sehr bequem, der Blick aus der Scheibe ist jedoch erschwerter gegenüber jenem aus dem Diablo GT. Die Gurte kommen, wie man es auch von anderen V12-Lamborghinis kennt, von der Mitte aus.
Fahrverhalten des Diablo VT
Mit seinen 492 PS und 1625 Kilogramm Leergewicht ist das Leistung/PS Verhältnis deutlich schlechter als jenes des hochgezüchteten Diablo GTs. Das ist auch voll okay, denn wo der GT als absolute Rennmaschine durchgeht kann man mit dem Diablo VT Roadster auch gut durch die Gegend cruisen. Das Verlangen, schnell die Kurven hochzufahren, ist deutlich geringer. Eine schöne Sonntagausfahrt ist mit dem Diablo VT sicherlich deutlich angenehmer und ruhiger. Auch mit offenem Dach ist es sehr angenehm im inneren des Diablo VTs, und man hört den schon gelobten V12 Sound deutlich besser. Viele der Passanten, welche die Dreier-Kombination aus orangem Diablo GT, blauen Diablo VT und violetten Diablo SE30 sahen, empfanden den blauen Roadster als schönstes Gesamtpaket.
Kurvenlage und Ansprechverhalten von Gas- und Bremspedal ist gut, allerdings etwas träge. Er ist nun mal eher ein schneller Cruiser, nicht unbedingt für enge Passstrassen gedacht. Die 100 km/h sind trotzdem schon nach 4 Sekunden erreicht und das Topspeed liegt bei 328 km/h, wahrlich beachtliche Zahlen für ein Auto von 1995. Der Allrad-Antrieb (oder wie man ihn auch nennen möchte) funktioniert laut Kollegen, die einen VT auf der Rennstrecke fahren konnten, gut. Wir haben ihn allerdings nie so stark ausgereizt, dass er eingreifen musste.
Zum Wert des Wagens
Vom Diablo VT Roadster wurden total 466 Stück produziert, wie viel in ihrer ursprünglichen Form noch existieren ist unklar. Der Diablo VT Roadster kostete als Neuwagen rund 250 000 USD. Findet man einen heutzutage zum Verkauf muss man mit rund 400 000 Franken rechnen. Deutlich günstiger als der Diablo GT, immer noch ein stolzer Preis. Dafür bekommt man auch ein echt seltenes und emotionales Auto. Für das Vertrauen möchten wir dem anonymen Besitzer herzlich danken. Vor allem die Kombination aus gleich drei verschiedenen Diablo Versionen ist sehr rar.
Galerie
Fotos: Dario Fontana
Text: Dario Fontana