

50 Jahre BMW Art Cars
Es gibt Autos, die wahre Kunstwerke sind. Und es gibt Kunstwerke, die echte Autos sind. Seit 1975 verwandelten 20 internationale Künstlerinnen und Künstler unterschiedliche BMW-Modelle in einzigartige Kunstwerke. Zum 50. Jubiläum der BMW Art Car Collection unternimmt BMW eine Welttournee in über 20 Museen auf fünf Kontinenten.
Geplant war es nicht. Vielmehr war es die Idee des französischen Rennfahrers Hervé Poulain, seinen Rennwagen BMW 3.0 CSL für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans künstlerisch aufzuwerten. Dafür engagierte er den amerikanischen Künstler Alexander Calder – der zu den Hauptvertretern der kinetischen Plastik gehört – seinen Rennwagen zu gestalten. Poulain erreichte zwar das Ziel nicht, aber die Resonanz auf das bunte Calder-Mobil war überragend.
Damit fiel der Startschuss für die BMW Art Cars. Das Prinzip: Ein renommierter Künstler gestaltet ein BMW Rennfahrzeug (später auch Serienautos) nach seinen Vorstellungen. Grenzen und Vorgaben gab und gibt es nicht.
Nr. 2 Frank Stella / BMW 3.0 CSL /1976
Für den Motorsportfan Frank Stella war das Gestalten des BMW Art Cars Nr. 2 eine besondere Ehre. Stella nahm sich ebenfalls einen BMW 3.0 CSL vor, der beim Langstreckenrennen in Le Mans an den Start ging. Sein Design orientierte sich an der technischen Basis. So entstand ein Raster aus Linien, das wie überdimensionales Millimeterpapier wirkt. Alles in Schwarz-Weiss, damit sich das 750 PS-Rennfahrzeug von den anderen, bunten Konkurrenten im Startfeld abhob.
Nr. 3 Roy Lichtenstein / 320i Turbo / 1977
1977 gab es bereits das dritte BMW Art Car – entworfen vom Pop-Art-Künstler Roy Lichtenstein. Dafür setzte er seine charakteristischen “Benday Dots” ein. Auch dieser Rennsportwagen wurde nicht sofort zum Ausstellungsstück, sondern bewährte sich zunächst im harten Motorsport-Alltag in Le Mans.
Nr. 4 Andy Warhol / BMW M1 / 1979
Das wohl bekannteste BMW Art Car ist der von Andy Warhol eigenhändig bemalte BMW M1. Durch die Gestaltung des wohl berühmtesten Pop-Art-Künstler wurde der BMW M1 zu einem der wertvollsten Automobile der Geschichte. Und das, obwohl Warhol, wie die anderen Künstler auch, kein Honorar erhielt. Auch dieser Wagen wurde in Le Mans eingesetzt, bevor er ins Museum kam.
Nr. 5 Ernst Fuchs / BMW 635 CSi / 1982
Der Österreicher nahm sich 1982 einen BMW 635 CSi vor. Der “Feuerfuchs auf Hasenjagd“ war das erste BMW Art Car, das auf einem Serienauto basierte. Anders als die anderen Art Cars, war der Fuchs BMW ein reines Ausstellungsstück und stand nicht im Renneinsatz.
Nr. 6 Robert Rauschenberg / BMW 635 CSi / 1986
Auch das BMW Art Car Nr. 6 ist ein 635 CSi und ging nie bei einem Rennen an den Start. Allerdings ist es das bis heute einzige BMW Art Car, das im Strassenverkehr bewegt wurde – von Rauschenberg selbst.
Nr. 7 Michael Jagamara Nelson / BMW M3 Gruppe A / 1989
Aus einem schwarzen BMW M3 der Rennversion der Gruppe A hat der australische Künstler in sieben Tagen ein Kunstwerk geschaffen, das die Kultur und Landschaftserfahrung der australischen Ureinwohner, der Aborigines, widerspiegelt. Nelson sagte, dass er in den Bildern auf dem BMW seine Träume verarbeitet habe – ein Traumwagen eben.
Nr. 8 Ken Done / BMW M3 Gruppe A / 1989
Das Art Car von Ken Done basierte wie das Kunstauto von Nelson auf einem Tourenwagen BMW M3 der Gruppe A. Ken Done’s Ziel war es, mit seinem BMW Art Car die fröhlichen Seiten seiner Heimat Australien zu veranschaulichen. Dones BMW M3 stand übrigens wieder im Renneinsatz in Australien, bevor er zum Ausstellungsstück wurde.
Nr. 9 Matazo Kayama / BMW 535i / 1990
BMW Art Car Nr. 9 war das erste von einem asiatischen Künstler gestaltete Auto. Der Japaner Matazo Kayama hüllte den BMW 5er in ein Airbrush-Kleid. Kayama selbst meinte zu seiner Inspiration: “Mein Werk soll wie Schneekristalle aussehen.”
Nr. 10 César Manrique / BMW 730i / 1990
Der spanische Avantgardist César Manrique nahm sich 1990 einen BMW 7er vor. Manrique fand sein Vorbild in der Natur der Insel Lanzarote. Das schwarze Element des Designs steht für das Lavagestein der kanarischen Insel, Grün für den Regenwald, Rot für das Leben.
Nr. 11 A.R. Penck / BMW Z1 / 1991
Der BMW Z ist an sich schon ein Kunstwerk. Penck schuf seinen Beitrag zur Reihe der BMW Art Cars vier Jahre nach der Premiere des Roadsters. Inspiriert von Höhlenmalereien, kreierte er abstrakte Figuren und Zeichen.
Nr. 12 Esther Mahlangu / BMW 525i / 1991
Erstmals übernahm 1991 eine Frau die Gestaltung eines BMW Art Cars. Das Design bezieht sich auf die Hausdekoration des Stammes der Afrikanerin Esther Mahlangu. Eine Tradition, die von Generation zu Generation ausschliesslich unter Frauen weitergegeben wird.
Nr. 13 Sandro Chia / BMW M3 GTR / 1992
Am Rennprototyp des BMW M3 GTR tobte sich Sandro Chia aus. Der italienische Künstler trat mit der Bitte an BMW heran, ein BMW M3 GTR Art Car gestalten zu dürfen. Chia: “Viele Augen richten sich auf ein Auto. Die Leute blicken es an. Dieses Auto reflektiert die Blicke.”
Nr. 14 David Hockney / BMW 850 CSi / 1995
1995 nahm sich der britische Superstar David Hockney einen BMW Art Car vor. In diesem Fall warb BMW um den Künstler. Hockneys BMW 850 CSi war das Ergebnis eines langen Gestaltungsprozesses. Denn es gehe ja nicht einfach nur darum, etwas Farbe aufzutragen, sagte der Pop-Art-Künstler über den Auftrag.
Nr. 15 Jenny Holzer / BMW V12 LMR / 1999
Jenny Holzer entschied sich für einen BMW V12 LMR für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Die Künstlerin liess Sätze mit reflektierenden Chrombuchstaben und fluoreszierender Folie auf der weissen Lackierung des Rennwagens aufbringen. Zum Beispiel: “Du bist so komplex, dass du nicht auf Gefahr reagierst”.
Nr. 16 Ólafur Elíasson / BMW H2R / 2007
Ólafur Elíassons Kunstwerk ist ein radikaler Bruch mit den bisherigen Art Cars. Ein Auto erkennt man zunächst nicht, das Objekt wirkt wie ein riesiger Kokon. Er besteht aus Metallplättchen, die in einem riesigen Kühlraum mit Wasser besprengt wurden. So entstand ein Eispanzer, der den Wagen gefangen hält.
Nr. 17 Jeff Koons / BMW M3 GT2 / 2010
Mit Jeff Koons kehrte die Pop-Art zurück in die BMW Art Car Reihe. Die knalligen Farbelemente scheinen geradezu an diesem Auto vorbeizufliegen. 2010 ging das Fahrzeug beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start und wurde zum absoluten Publikumsliebling. Damit schlägt das “Koons-Werk” eine Brücke zu den berühmten Vorgängern der BMW Art Car Galerie.
Nr. 18 Cao Fei / BMW M6 GT3 / 2017
Als Hommage an das Material vieler Rennfahrzeuge, Carbon, wählte die chinesische Künstlerin Cao Fei die Struktur dieses Werkstoffs als Farbhintergrund für ihr Projekt. Erst mit der zugehörigen App wird das BMW Art Car mittels Augmented Reality zum Mittelpunkt eines Farbensturms.
Nr. 19 John Baldessari / BMW M6 GTLM / 2016
Sechs Jahre lang gab es kein BMW Art Car, bis John Baldessari übernahm. Der Name ist Programm und in grossen Buchstaben auf der Fahrertür zu lesen: “FAST”. Oder wie es der Künstler selbst ausdrückte: “Das BMW Art Car ist definitiv das schnellste Kunstwerk, das ich je kreiert habe!”
Nr. 20 Julie Mehretu / BMW M Hybrid V8 / 2024
Fast 50 Jahre nach dem ersten Art Car schloss sich der Kreis mit dem 20. BMW Art Car, gestaltet von der amerikanischen Malerin Julie Mehretu. Ihr Entwurf nahm, wie das erste Art Car, am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil – mit der passenden Startnummer 20.
Weltweite Jubiläumstour
Zum 50. Jubiläum der BMW Art Car Collection plant BMW eine Welttournee, bei der ausgewählte Fahrzeuge in über 20 Museen auf fünf Kontinenten ausgestellt werden sollen. Der Auftakt der Tour findet vom 20. bis 21. März 2025 in Wien statt, wo im Rahmen des Events "(R)Evolution of Art" fünf Art Cars präsentiert werden, darunter Werke von Roy Lichtenstein, Andy Warhol und Jeff Koons. Das neueste Art Car von Julie Mehretu wird vom 28. bis 30. März in Peking zu sehen sein.
Text: Jürg Zentner
Bilder: BMW