

Mercedes-Benz 190 SLR Tribute
Schon der “normale” Mercedes-Benz 190 SL gehört zu den schönsten Autos, die je gebaut wurden. Noch exklusiver ist die Sportversion 190 SLR, den es nur als sehr seltenen Bausatz gab. Nun hat cartech in Chur gleich vier Mercedes-Benz 190 SL komplett neu aufgebaut – als SLR “Tribute”.
Das Deutschland der 1950er Jahren war “Kein schöner Land in dieser Zeit”. Aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges erwachte allmählich das Deutsche Wirtschaftswunder. Kein anderes Auto verkörperte diesen Zeitwandel besser als der Mercedes-Benz 190 SL – atemberaubend schön, schnell und exklusiv.

Liebling der Hollywood-Stars
Zwischen 1955 und 1963 wurden 25’881 Exemplare produziert, wovon über 20’000 Fahrzeuge in den Export gingen, weil sich der Sportwagen im armen Nachkriegsdeutschland kaum jemand leisten konnte. Stattdessen wurde der elegante Sportwagen zum Liebling von Hollywood-Stars wie Gina Lollobrigida, Grace Kelly, Frank Sinatra, Cary Grant, Alfred Hitchcock, Maureen O'Hara oder Zsa Zsa Gabor.

Nur 17 Rennbausätze
Inspiriert von den Porsche Speedster Modellen, die Mitte der 1950er Jahren auf den internationalen Rennstrecken Erfolge feierten, wünschten sich vor allem amerikanische Kunden eine ebenso abgespeckte Rennversion des Mercedes-Benz 190 SL. Daraufhin hat Mercedes-Benz den 190 SL auch als Rennversion SLR angeboten. 17 Rennbausätze wurden 1955 produziert. Dazu gehörten leichtere, kürzere Türen, eine kleine Windschutzscheibe, keine Stosstangen und kein Verdeck.

Keine FIA-Zulassung

Seine grössten Erfolge erzielte der „Sport“-190 SL im Jahr 1956. Im Sportwagen-Grand-Prix von Portugiesisch Macao wurde ein rechtsgelenktes Fahrzeug vom Daimler-Benz-Importeur aus Hongkong eingesetzt und belegte Platz 1. Im gleichen Jahr errang der „Sport“ beim Grossen Preis von Casablanca einen Klassensieg (GT-Klasse bis zwei Liter Hubraum). Ein grossartiger Anfang – und zugleich das Ende. Das Auto wurde von der FIA nicht mehr für die GT-Klasse zugelassen, weil es nicht ordnungsgemäss homologiert war. In der Folge legte Mercedes-Benz 1956 die Rennunterstützung dieses Modells auf Eis. Das macht den Mercedes-Benz 190 SLR zum “Schwarzen Schwan”, weil über den Verbleib der Rennbausätze wenig bekannt ist.
Hommage an eine Legende

Es dauerte über sechs Jahrzehnte, bis in Chur die Idee vom “Sport”-190 SL wieder aufgenommen wurde. “Mich faszinieren einfach solche Sachen”, sagt Wolfgang Ulz, Geschäftsführer von cartech, der bereits mehrere spektakuläre Umbauten gemacht hat. “Der Mercedes-Benz 190 SLR Tribute ist eine Hommage an dieses legendäre Fahrzeug.”
Frame-off-Restaurierung

Der Bündner Edelschrauber hat für das Projekt gleich vier alte Mercedes-Benz 190 SL gekauft: “Sie waren in einem sehr schlechten Zustand – eine Frame-Off-Restaurierung war nötig.” Natürlich wurde beim Wiederaufbau darauf geachtet, dass alles original und Epochen gerecht ist, trotz Modifikationen. So wurde dem 190 SLR Tribute ein neues Herz verpflanzt, ein 2.5-Liter Motor mit Weber-Doppelvergaser aus dem Pagode-Modell. Ausserdem gibt es vorne Scheibenbremsen und das Fahrwerk wurde ein bisschen tiefer gelegt. Rund eineinhalb Jahre dauert der Wiederaufbau bei cartech.

Weniger ist mehr
Rein äusserlich unterscheidet sich der Mercedes-Benz 190 SLR Tribute vom “normalen” 190 SL durch das Fehlen der Stossstangen, einen Windabweiser statt Frontscheibe, kürzere Türen und fehlendes Dach. Trotz der Modifikationen ist der Mercedes-Benz 190 SLR Tribute für den Strassenverkehr zugelassen.

Wer will Nummer vier?
Bis jetzt sind bei cartech in Chur drei von vier Mercedes-Benz 190 SLR Tribute realisiert worden – in den Farben Silber, Blau und Grau. Nummer vier wartet darauf, zum Leben erweckt zu werden. Rund 3900’000 Franken kostet Nummer vier – der Käufer darf dafür die Farbe selbst auswählen. Was er bekommt, ist ein exklusives Unikat, ein absoluter Hingucker auf jedem Oldtimertreffen. Und selbstverständlich vom Strassenverkehrsamt zugelassen und alle Modifikationen eingetragen.

Mehr 190 SLR Tribute wird es nicht geben: “Wir wollen den Markt nicht überfluten, sondern nur wenige Einzelstücke bauen”, meint Wolfgang Ulz. “Lieber widme ich mich neuen Projekten.” Das nächste Projekt steht bereits an. Welches das ist? Hier erfahren Sie es als erstes.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Christian Lienhard (lienhardbildwerke.ch)


