Porsche Festival in Mollis: Party hoch 2
Wenn Porsche gleich zwei Jubiläen feiert, nämlich das 75-jährige Bestehen der Marke und dann auch noch 60 Jahre 911, dann kann man davon ausgehen, dass dies für alle Beteiligten eine rauschende Party wird. Wir waren dabei.
Die Sonne bleicht mir schon noch vor dem Mittagessen vor lauter dämlichem Grinsen die Zähne auf Alpinaweiss. Und auch von unten her bemerke ich, dass der Beton auf der Landepiste in Mollis GL minimal über Raumtemperatur liegt. Aber, das geht alles in Ordnung, schliesslich befinde ich mich auf einer Gartenparty ohne Sinalco-Sonnenschirme. Wobei der Garten so ca. 1.7 Kilometer lang, und ca. 100 m breit ist. Und wie es sich für so eine Gartenfete gehört, sind so ca. 45 Grills und unzählige Getränkestände in dieser Grünanlage verteilt. Was mich aber im Besonderen triggert ist die Tatsache, dass hier weit über 1'500 Porsches die Rasenränder säumen, aus allen Baureihen, Modellvarianten, Farben und Motorisierungen. Man müsste sich im Himmel wähnen, da kann jedes Museum den Feierabend verkünden, für mich stimmt's, es boxert an allen Ecken.
Veganes G-Flügel. Carreras und turbos in einer Reihe soweit das Auge reicht. Sieht man viel zu selten.
Der Anlass ist ein besonderer. Porsche feiert gleich doppelt Geburtstag, nach dem ersten 356er vor 75 Jahren feiert auch dessen legitimer und legendärer Nachfolger, der 911er, seinen 60. Geburtstag. Und dafür kamen alle, aus Frankreich, Belgien, Grossbritannien, kurz; alle welche die Reisequalitäten eines 911ers zu schätzen wussten, reisten ins das sonnige Mollis und feierten dessen Meilenstein in der Automobilgeschichte. Kaum ein anderes Auto in der Automobilwelt kann von sich behaupten, dass es insofern Kosten gespart hat, als dass man die Titelseiten der Prospekte über 60 Jahre hinweg nur um Modellvarianten anreichern musste. "911" konnte man aber immer stehen lassen.
Erste Generation, perfekte passendes Kontrollschild.
Tradition bis in die Zehenspitzen
Ich treffe mich in sehr lockerer Atmosphäre im Medienzelt zum Interview mit Michael Glinski, seines Zeichens CEO von Porsche Schweiz und Mit-Gestalter des Porsche Festivals. Vor dem Zelt sitzt Walter Röhrl im lockeren Dialog mit anderen Begeisterten der Marke, Jörg Bergmeister flitzt mit langen Schritten in Richtung Boulevard der Träume. Michael räumt gleich mal selber die Wasserflaschen aus dem Plastiksack in den Kühlschrank und reicht mir ein gekühltes Mineralwasser. "Mach ich doch selber, ich bin ja Gastgeber hier und Du bist mein Gast.". Michael ist tatsächlich einer jener dieser Manager, welche sich nicht scheuen, "Daily Business" ohne Hinblick auf etablierte Hierarchiestrukturen zu machen. Kann sich so mancher SiEio gleich mal zwei Scheiben von abschneiden.
Im lockeren Talk - Michael Glinski.
Michael gehört zu jenen, welche von der Marke seit je her fasziniert sind. Seit seinem ersten Praktikum bei der AG ist er der Marke verfallen und sein erstes Erlebnis mit dem 911 erscheint eindrücklich. Als junger Fahrer eines kompakten Citroen konnte er sich als Beifahrer, wie so mancher, keine Vorstellung machen, wie so ein 911er um die Einfahrt einer Autobahnauffahrt gehen kann. "Ich dachte, das geht niemals in dem Tempo, wir fliegen ab. Doch das Auto war völlig unbeeindruckt. Ich war völlig fasziniert, ich war infiziert". Zig Jahre später steht er nun auch inmitten der tausenden von Besuchern am Porsche Festival und verspürt optisch wahrnehmbare Gänsehaut beim Anblick der unzähligen Zuffenhausener, glaubhaft. Man kann sich sowas nicht ausdenken oder in die Karriereplanung mit einbeziehen. Aber, man kann dieses Erlebnis jedem gönnen, welcher sich einer automotiven Philosophie verschrieben hat. Tu ich jedenfalls.
Und so konnte man das diesjährige, tatsächlich legendäre Porsche Festival in Mollis zu einem würdigen Abschluss bringen. Nicht nur, dass eine unfassbare Menge an benzinbegeisterten Besuchern die Landemeile in Mollis bevölkert haben, es war auch so manches Unikat und Juwel in den aufgereihten Preziosen zu finden.
Der Röhrl konnte es sich nicht nehmen lassen, den 911 Dakar nach dem Talk gleich selbst zurück zu seinem Standplatz zu pilotieren.
Wir haben am Vorabend noch wergeweisst, wieviele Liebhaber der Marke denn den Weg ins Glarnerland finden werden. Tatsächlich, unser aller Erwartungen wurden übertroffen. Sei es an Menge, Qualität und Vielfalt. Und es ist einfach nicht von der Hand zu weisen, trotz dem Drang zur staatlich verordneten Elektromobilität hinterlässt mich das Festival in einem entspannten Zustand, so schnell wird die Faszination für den Verbrenner nicht erlöschen, wie es vielleicht so manches, schwarz gemaltes Abstimmungsergebnis vermuten lässt.
The Soccer Mom's SUV mal anders.
Ach übrigens, es gab noch das eine oder andere Rahmenprogramm. Unter anderem; welches Porsche Zentrum der Schweiz baut den ausgefallensten Cayenne der ersten Generation zu einer "Living Legend" um? Eine Übersicht davon gibt es in der nächsten auto-illustrierte. Und wer für das kommende Wochenende noch etwas Lektüre sucht, wir reichen noch etwas zum 60. Geburtstag des 911 nach. Und dann kündigen wir noch eine sehr spezielle Story um den 911 Dakar an. Dranbleiben, das Jubiläumsjahr von Porsche wird auch bei uns für Bombenstimmung sorgen. Es geht um eine Menge Benzin. Bleifrei natürlich.
Text & Bilder: Markus Kunz