Batteriefabrik

PowerCo legt Grundstein – VW steigt in die Batterieproduktion ein

Es ist ein Schritt, den man vor wenigen Jahren noch kategorisch ausschloss: VW-Tochter PowerCo legt nun dennoch den Grundstein für ein eigenes Batteriezellen-Werk. Salzgitter ist dabei die Blaupause für ein weltweites Produktionsnetz. Allein in Deutschland sollen 2030 gut 20 Milliarden Euro pro Jahr umgesetzt werden. Ein wahres Gigaprojekt.

Veröffentlicht am 08.07.2022

Salzgitter wird zu Salzgiga. Während 2016 der damalige VW-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller der eigenen Zellfertigung noch mit drastischen Worten, „So einen Blödsinn machen wir nicht“, eine klare Absage erteilt hat, steht heute bei der Grundsteinlegung sogar Bundeskanzler Olaf Scholz neben der VW-Entiurage und beschwört den Wandel: „Es wird gut ausgehen, wenn wir dem Alten nicht nachhängen, sondern das Neue an den Hörnern packen.“

VW will das Herzstück der Zukunft selbst in der Hand haben

Für die Hörner sind allein bis 2030 über 20 Milliarden Euro an Investitionen geplant. Dabei wird die 600 Meter lange und 350 Meter breite Fertigungshalle in Salzgitter nicht alleine bleiben. Im Werk wird das „Global Battery Hub“ angesiedelt. Es soll neben der Fertigung der tatsächlichen Batteriezellen auch deren Entwicklung, die Tests und das Recycling beeinhalten. Denn VW wird mit seiner als PowerCo ausgegründeten Aktiengesellschaft den gesamten Lebenszyklus der Batterie künftig selbst in der Hand haben. Selbst die Rohstoffvorkette will man künftig selbst verantworten und bestenfalls auch die Lieferanten gleich vor Ort ansiedeln. Ziel ist hier die maximale Unabhängigkeit.

Variable Zellchemie soll Salzgiga von Verfügbarkeitsschwankungen unabhängig machen

Eine Kapazität von 40 Gigawattstunden plant VW mit PowerCo Salzgitter, ausreichend für 500‘000 Fahrzeuge auf der MEB-Plattform. Dabei soll die im Werk produzierte Einheitszelle, eine im vergangenen Jahr auf dem PowerDay vorgestellt prismatische Zelle, auch völlig verschiedene Zellchemien aufnehmen können. Damit ist VW nicht nur auf verschiedene Anwendungsfälle – vom Kleinwagen, über Sportwagen bis zum Nutzfahrzeug – gerüstet, sondern kann auch auf globale Versorgungssituationen reagieren. Aktuell ist die Produktion von NMC-Zellen geplant, günstigere LFP-Zellen sind Gerüchten zu Folge allerdings auch kurz vor dem Start. Selbst die heiss erwarteten Festkörperbatterien, die VW mit Partner QuantumScape entwickelt, könnten mit wenigen Änderungen in der Salzgiga produziert werden.

Ein Bauplan für die ganze Welt

Wirkliches Herzstück der Anlage in Salzgitter ist aber seine Vorbildfunktion für den Werkverbund im Gesamtkonzern. VW wird mit PowerCo in 2026 ein identisches Werk in Valencia eröffnen und sucht derzeit noch drei weitere globale Standorte. Alle Werke werden 1:1 gleich aufgebaut sein, von der Lage der Pforte über die Produktion, bis hin zu den Toiletten und der IT-Architektur. Stückzahlen- und Plattform-Strategie scheint nun auch in der Konzeption der Werke angekommen zu sein.

Pro Werk über 20‘000 Mitarbeiter

Insgesamt ist die Investition in PowerCo und die eigene Fertigung nicht weniger als ein Ausrufezeichen im aktuellen Marktumfeld. Volkswagen kam zwar spät auf die E-Party, hat mit dem MEB-Baukasten aber ein gutes Produkt geschaffen und ist auch mit dem Recycling der Batterien weiter als so mancher Wettbewerber. Die Know-how-Sicherung in Sachen Fertigung und Produktion der Batterien ist ein weiterer wichtiger Baustein mit Blick in die Zukunft. Man kann von Herbert Diess halten was man will, die Konsequenz mit der er den Grosskonzern zum Wandel antreibt ist beispiellos. Und im Gegensatz zu manchen luftleeren Versprechungen einiger Konkurrenten, blitzt jetzt erstmal wieder die Macht eines wirklich Ingenieur-getriebenen Weltkonzerns auf.

Text: ai-Online-Redaktion/DF/FM
Bilder: VW

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