Fahrbericht Bentley Flying Spur

Schnellste Bentley Limo aller Zeiten

Wenn Bentley etwas macht, dann richtig. Auch Bentley möchte klimaneutral werden. Im neuen Flying Spur werkelt ein PHEV-V8 statt eines klassischen V12. Mit 782 britischen Hybrid-Pferdestärken avanciert der Flying Spur zur leistungsstärksten Bentley-Limousine aller Zeiten.

Veröffentlicht am 30.11.2024

Was hat die Luxuslimousine Bentley Flying Spur mit dem Sportwagen Lamborghini Aventador gemeinsam? Sie haben beide etwa gleich viel Power – rund 780 PS. Sonst brilliert der viertürige Bentley durch die Kombination von erhabenen Komfort mit Sportlichkeit und bleibt, nach Art des Hauses, eine imposante Erscheinung. Die Grund-DNA des Fahrzeugs bleibt bestehen: Es ist ein Statement für erhabene Fortbewegung und überlegenen Luxus.

Massanzug

Äusserlich bleibt der Flying Spur dem klassischen Bentley-Design treu. Die langen Proportionen mit der endlosen Motorhaube, der massive Kühlergrill und das ikonische «Flying B»-Emblem verleihen ihm einen selbstbewussten Auftritt. Feine Details wie schwarze Applikationen, sportliche 22-Zoll-Felgen und der dezente «Speed»-Schriftzug an den vorderen Kotflügeln deuten diskret an, dass diese Limousine auch flotter kann.

Ambiente der ersten Klasse

Im Innenraum präsentiert Bentley feinstes Leder, aufwändig bearbeitete Furniere und eine neue 3D-Rautensteppung für ein Ambiente der ersten Klasse. Wer hier einsteigt, lässt den stressigen Alltag, wie dieser für die gut situierte Kundschaft auch immer aussehen mag, hinter sich. Komfortsitze mit automatischer Haltungskorrektur und eine sensorgesteuerte Sitzklimatisierung sorgen für ein perfektes Wohlfühlklima und einen perfekt temperierten Hintern. 

Mit einem volldigitalen Cockpit vor der Nase und einem zentralen Streichelbildschirm auf dem Armaturenbrett, ist auch Bentley in der Moderne angekommen. 

Kleine wie grosse CEOs können über ein herausnehmbares Display Rücksitze wie Beifahrersitz, Audio, Klimaanlage oder Verdunklungsrollos steuern. PS: Klangliebhaber sollten unbedingt das optionale Naim-Soundsystem mit 2’200 Watt und 19 Lautsprechern bei der Bestellung ankreuzen. 

Britischer Sportsmann

Zwar trennte sich Bentley von seinem legendären W12-Motor, aber implantierte der 2025er-Version sogleich einen nicht minder potenten hybridisierten V8-Biturbo. So arbeitet nun ein 4,0-Liter-V8-Biturbo mit rund 441 kW/600 thermischen-PS, sowie weitere 140 kW/190 PS elektrische Horsepower. Kombiniert ergibt dies eine stolze Systemleistung von 575 kW/782 PS mit einem Drehmoment von 1’000 Nm. Damit sprintet der Flying Spur in atemberaubenden 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 285 km/h. Haben wir nicht getestet, können wir aber gut glauben. Dank des Elektroantriebs verschwindet das klassische «Turboloch» beim Beschleunigen – die Leistung wird nahezu ansatzlos über alle vier Räder auf die Strasse gebracht. Aber der Flying Spur kann auch ganze 76 Kilometer (WLTP) rein elektrisch betrieben werden. Anschliessend muss man die Reise entweder im Hybridmodus fortsetzen oder eine Steckdose ansteuern. Spätestens nach drei Stunden soll die rund 26 kWh grosse Batterie wieder voll sein.

Royale Sänfte

Der Flying Spur ist trotz dem enormen Lebendgewicht von knapp 2,7 Tonnen kein behäbiger Koloss, sondern besitzt eine erstaunliche Agilität. Mit der Kombination von Allradlenkung und Torque-Vectoring-System kann er auch auf verwinkelten Landstrassen wie im Stadtverkehr mit Wendigkeit überzeugen. Noch spektakulärer ist, wie der Flying Spur im Komfortmodus die Räder einklappt und wie von einer Wolke getragen wird. Eine mit Strassenschäden oder groben Unebenheiten gespickte Fahrbahn lässt sich nur noch erahnen. Nicht auf eine völlig entkoppelte, sondern auf eine sanfte, aber immer noch präsente Art. Kein Wippen, kein weiches Nachschwingen des Fahrzeugs. Eine gute Balance aus Komfort und Dynamik bietet der Bentley-Modus, der den Fahrer wieder mehr auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Stabiles Fahrverhalten bei gleichzeitig weich ausgelegten Fahrwerk. Bleibt der Sport-Modus. Dieser verwandelt das Wesen des Fahrzeugs in einen gut trainierten, aber ausgeglichenen Sportler, der seine komfortable Haltung nie gänzlich ablegt.

Britische Souveränität

Wer sich ans Steuer des Flying Spur setzt, erlebt eine Art Verhaltensanpassung. Ab dem Moment des Einsteigens überträgt er seine britische Souveränität auf seinen Piloten und jede Fahrt wird zu einem automobilen Genuss. Statt die Leistung bis zum letzten PS ausschöpfen zu wollen, gleiten wir entspannt über die Strassen. Die erhabene Sitzposition, das beeindruckende Drehmoment, das satte Blubbern des V8 und die mühelose Beschleunigung geben einem das Gefühl, über den Dingen zu schweben. Gleichzeitig vermittelt er Gelassenheit und verbannt Stress und Hektik nach draussen. Man bewohnt im Inneren des Flying Spur seine eigene kleine Welt. Eine Welt aus Luxus, Ruhe und Überlegenheit.

Es gehört zur Arbeit

Okay, so ganz ungedrückt können wir den Flying Spur doch nicht zurückbringen; das sind wir unseren Lesern schuldig. Auf Befehl beschleunigt er wie der Top-Choice auf einer Pferderennbahn und zoomt sich von Kurve zu Kurve, welche aufgrund des hohen Gewichts jedoch früher angebremst werden müssen. Leider ist das Pedalgefühl der Bremse bei den gefahrenen Vorserienmodellen etwas teigig, doch auf Nachfrage steht dies noch auf der Verbesserungs-To-Do-Liste der Bentley-Ingenieure. Der enorme und schlupffreie Schub aus den Kehren heraus, vergleicht man am ehesten mit einem startenden Flugzeug. Im gediegenen First-Class-Sessel natürlich.

Essenz des automobilen Luxus

Alles in allem kann man den Bentley Flying Spur als die Essenz des automobilen Luxus interpretieren. Der Flying Spur ist kein Auto für die Massen, sondern ein Erlebnis, ein Statement und ein Kunstwerk auf Rädern. Er macht aus jedem Meter gefahrene Strasse etwas ganz Besonderes.

Wer einen Flying Spur Speed möchte, muss mindestens 256'000 Franken vor Steuern (Flying Spur Mulliner 275'000 Franken) aufbringen. Dann darf er sich mit der Konfiguration von über 101 Lackierungen, 22 verschiedenen Hauptfarben, elf Nebenfarben für das Interieur und zwölf unterschiedlichen Dekoren herumplagen. Nichts Passendes dabei? Sonderwünsche gehen immer im Hause Bentley.

 

Text: GAT 

Bilder: Bentley

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