Test Drive

Renault Rafale PHEV – Bruder Doppelherz

Die Gebrüder Rafale sind schon ein bisschen Schönlinge. Mag der Vollhybrid noch der mit den dünnen Armen sein, stellt sich nun breitschultrig der Renault Rafale PHEV mit Allrad, 300 System-Pferden und Ladekabel an seine Seite.

Veröffentlicht am 17.12.2024

Die Unterschiede zwischen den beiden Rafale sind rasch aufgezählt: Der PHEV kann mit der höherwertigen Ausstattungslinie, Atelier Alpine genannt, bestellt werden. Dazu gibt es den mattblauen Anstrich, schicke 21-Zöller und links wie rechts auf den hinteren Kotflügel je ein Deckel für Benzin- und Stromzufuhr. 

Die Kraft aus thermischem und den beiden elektrischen Antrieben summiert sich auf 220 kW/300 System-PS. An der Vorderachse werkelt das identische Antriebsduo des schwächeren Rafale-Bruders bestehend aus einem 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbo und einer 50 kW/70 PS starken E-Maschine.

Doch das Gros der Mehrleistung kommt von der elektrisch angetriebenen Hinterachse. Dieser Motor leistet 100 kW/136 PS, was den Renault Rafale zu einem permanenten Allradler macht. Mit einer 22 kWh Batterie sollen im Alltag über 105 Kilometer rein elektrische Reichweite drin liegen.

Da diese auch etwas mehr Platz benötigt, schrumpft das Kofferraumvolumen um 88 auf 539 Liter. Das PHEV-Modell bringt etwa 300 Kilogramm mehr auf die Waage – ein deutliches Zusatzgewicht. Dadurch sinkt die ohnehin schon begrenzte Zuladung in der voll ausgestatteten Version auf 385 Kilogramm.

Wunderteppich

Der Renault Rafale PHEV kommt mit einer intelligenten adaptiven Federung, welche mittels einer Kamera hinter der Windschutzscheibe die Fahrbahn scannt und die Dämpfer auf die entsprechende Fahrbahntopografie anpasst. Dieses «magische Auge» hat seinen Ursprung im Luxussegment eines Fahrzeugherstellers mit rundem Sternenlogo aus Stuttgart. Renault setzt dieses erstmals in seinem Flaggschiff ein. 

Und es ist kein Werbegag, sondern es funktioniert hervorragend – in beide Richtungen. Denn einerseits verbessert sich der Fahrkomfort und gibt besonders bei höheren Geschwindigkeiten beschädigte Fahrbahnoberflächen nur stark gefiltert an den Innenraum weiter. Andererseits: Bei flotter Fahrt spürt man den Zugewinn an Fahrstabilität deutlich. Die Spurtreue mit minimalen Wankbewegungen am Scheitelpunkt sowie Stabilität am Kurvenausgang unter Beschleunigung sind hervorragend. Einzig die Fahrdynamik wird von dem höheren Leergewicht (rund zwei Tonnen) getrübt, da am Kurveneingang aufgrund der Zusatzkilos stärker verzögert werden muss.

Antriebsvorteil

So sehr wir den Rafale-Bruder bei unserem Test (ai 10/24) lieben gelernt haben, so sehr hassten wir die effizienzgetriebene Schaltbox mit den 15 verschiedenen Getriebestufen-Simulationen. Beim stressfreien Dahingleiten, kein Problem. Forsch aus der Kurve rausbeschleunigen, stets mit Schluckauf. Auch dem starken PHEV wird dieses Getriebe implantiert, doch erstaunlicherweise kommt die Schaltbox mit dem potenteren Antriebskonzept deutlich besser zurecht. 

Beide E-Motoren reagieren unmittelbar und stopfen gemeinsam die Leistungslöcher, die entstehen, bis die gesamte Antriebseinheit an beiden Achsen maximalen Vortrieb generieren kann. So kann der Renault Rafale PHEV sportlich mithalten. Man könnte fast vergessen, dass es sich beim Motor nur um ein 1,2-Liter-kleines Aggregat handelt.

Der Renault Rafale E-Tech Plug-in-Hybrid 300 PS 4x4 startet bei 52'400 Franken in der Version Esprit Alpine. Die ausstattungsreiche Atelier Alpine Version gibt es für einen Aufpreis von 4'000 Franken. Im Allrad-Land Schweiz – schätzt man bei Renault – entscheiden sich rund 80 Prozent der Käufer für die Topmotorisierung. Der Renault Rafale PHEV hat nun das bekommen, was beim kleinen Bruder noch fehlte: Allrad, noch besseres Fahrwerk, harmonische Antrieb-Getriebe-Kombination – und starke Oberarme.

Text: GAT 

Bilder: Renault

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