Blick nach 2024

RENAULT SCÉNIC VISION: Ein Blick in die nahe Zukunft

Ist der Renault Scénic bereits tot? Nein, auf keinen Fall! Der Name wird ab 2024 in einem Elektromodell weiterleben, welches wie der oben abgebildete Scénic Vision aussehen wird. Doch nicht nur die Optik des neuen Scénic Vision ist durchaus interessant.

Veröffentlicht am 23.05.2022

Der neue Scénic wird kein Minivan mehr sein, viel mehr ein Crossover-ähnliches Modell, das mit Fahrzeugen wie dem Volkswagen ID4, Skoda Enyaq, Kia EV6 und Hyundai Ioniq 5 konkurrieren wird. Das Serienfahrzeug existiert bereits und diente als Grundlage für die Entwicklung dieses Konzeptfahrzeugs. Wenn man sich also die bizarren Räder wegdenkt und sich etwas normalere Leuchteinheiten vorstellt, sieht man einfach das Auto, das im Jahr 2024 erscheinen wird. Und sogar die Felgen sollten mehr oder weniger eine ähnliche Optik haben!

 

Renaults Sensual Tech

In Bezug auf das Design bringt dies eine Reihe interessanter Dinge mit sich. Renault lässt seine Designsprache «Sensual Tech» weiterentwickeln. Das Ergebnis könnte man als «less Sensual, more Tech» bezeichnen, denn die runden Formen beispielsweise des Megane E-Tech und des Austral sind verschwunden.

Stattdessen sehen wir mehr flache Oberflächen und scharfe Falten. Jene werden im Serienfahrzeug zwar etwas abgerundet, das Gesamtbild soll trotzdem eckig bleiben. Doch auch an den Details wurde geschraubt. So sind beispielsweise die markanten Tagfahrleuchten verschwunden und das Logo ist deutlich kleiner. Die Scheinwerfer sind jetzt in zwei Einheiten pro Seite aufgeteilt, eine horizontale und eine mehr oder weniger vertikale. Auffällig ist, dass unter und im oberen Scheinwerferbalken eine Art Wabenmotiv als gitterartige Füllung angebracht wurde.

Die Räder sind auch nicht schlecht. Sie sind von der aktiven Sorte und haben Ventile, die sich unter 10 km/h öffnen können, um die Bremsen zu kühlen. Darüber schliessen sie sich wieder, um die Aerodynamik zu optimieren. Im Serienfahrzeug werden sie leider (noch) nicht verbaut werden. Die Optik allerdings soll sehr ähnlich bleiben.

 

Realität und Vision

Der Scénic Vision ist 4,49 Meter lang, 1,9 Meter breit, 1,59 Meter hoch und hat einen Radstand von 2,84 Metern. Damit ist er etwas länger als die aktuelle fünfsitzige Version des Scénic, aber deutlich kürzer als der grössere Grand Scénic. In der Tat ist das ein seltsamer Vergleich, denn abgesehen vom Namen hat dieses Auto nicht viel von einem «Scénic» an sich. Zu öffnende Türen ohne B-Säulen, weiche und gut integrierte "Sitze", ein flacher Boden und eine geräumige Atmosphäre - das alles können wir abhaken. Um es klar zu sagen: Der Innenraum ist sicherlich nicht so realistisch wie das Äussere. Renault trennt die beiden klar und sagt, dass der Innenraum eher eine ferne Zukunftsvision ist, genau wie der Antrieb. 

 

Umgekehrter Head-up

Der Scénic Vision ist sicherlich nicht autonom. Das Lenkrad kann nicht eingeklappt werden, und die (theoretisch) verfügbaren Sicherheits- und Fahrhilfen dienen ausschliesslich der Unterstützung des Fahrers. Ein gutes Beispiel ist der Bildschirm direkt unter der Windschutzscheibe, der nicht nur die notwendigen Informationen liefert, sondern auch ein Bild von dem zeigt, was sich zu diesem Zeitpunkt vor dem Auto befindet. Als Fahrer schaut man sozusagen durch die Motorhaube. Dieser Bildschirm ist eigentlich ein umgekehrtes Head-up-Display, das die Windschutzscheibe optisch vergrössert.

 

Farben und Materialien im Renault Scénic Vision

Die anderen Bildschirme im Innenraum sind bemerkenswert klein und überhaupt nicht integriert. Insgesamt gibt es im Innenraum zehn kleine, quadratische Bildschirme, von denen sich einige automatisch auf denjenigen ausrichten können, der seinen Blick auf sie richtet.

Die verwendeten Farben und Materialien sind eine Geschichte für sich. Der Scénic Vision musste nicht nur während der Nutzung, sondern über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg nachhaltig sein. Deshalb wurden so viele recycelte Materialien wie möglich verwendet.

Renault hat nicht viel getan, um dies zu verbergen. Ausserdem ist auf dem Boden vermerkt, welche Art von Flaschen und Rohren verwendet wurden. Die fleckige Farbgebung soll auch ein Ergebnis des Recyclings sein, denn Renault verzichtet aus Umweltschutzgründen lieber auf Farbe.

Die weissen Farbtöne im Inneren wären also einfach die natürlichen Farben der verwendeten Materialien. Die schwarze Aussenlackierung passt dazu und basiert auf Kohlefasern aus Abfällen der Luftfahrtindustrie. Die nachhaltigste Farbe ist in diesem Fall also Schwarz.

 

Spannender Antrieb

Auch der Antriebsstrang spiegelt sich diese Philosophie wider. Renault verbaut eine Batterie von nur 40 kWh, also etwa die Hälfte dessen, was in diesem Segment üblich ist. Weniger Batterie bedeutet weniger Rohstoffe und damit weniger Umweltbelastung. Was dem Auto an Reichweite fehlt - mit einer vollen Batterie kommt es rund 250 Kilometer weit - macht es mit 15 kW Brennstoffzellenleistung wieder fit. Mit 2,5 kg Wasserstoff kann das Auto weitere 250 km fahren, was eine Gesamtreichweite von etwa 500 km ergibt. Die Idee scheint ziemlich clever zu sein. Das Tanken von Wasserstoff ist im Alltag nicht immer praktikabel, aber das Aufladen des Autos ist bei langen Fahrten nicht vorzuziehen. Mit diesem Antriebsstrang ist theoretisch beides möglich, allerdings muss alle 250 km eine Wasserstofftankstelle vorhanden sein. Vorerst ist das nicht der Fall, und Renault hat keine Produktionspläne für diesen Antriebsstrang. Aber es zeigt, dass sie Wasserstoff keineswegs abgeschrieben hat und gerne mit alternativen Anwendungen und Antrieben experimentiert.

 

Fazit

Der Scénic Vision ist nicht so realitätsfern, wie er scheint. Die Optik ist Hammer, der Antrieb hätte Potenzial und das Interieur ist ebenfalls äusserst interessant. Was wir schlussendlich im fertigen Produktionswagen sehen werden, ist noch offen – das eine oder andere werden wir sicherlich wiedererkennen.

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