Toyota Prius - Alles zu Generation fünf
Toyota präsentiert den neuen Prius. In seiner fünften Generation ist der Hybrid-Pionier deutlich gefälliger und dynamischer geworden. In Europa wird es ihn nur noch als Plug-in-Hybrid geben, mit deutlich gestiegener Leistung und mehr elektrischer Reichweite. Wir konnten uns bereits einen ersten Eindruck verschaffen.
Wo wäre die Elektrifizierung im Automobilbereich heute ohne den Toyota Prius? Das darf man sich ruhig mal fragen. Schliesslich war der kauzige Japaner bei seinem Erscheinen 1997 der erste Grossserienhybrid und hat seither eine Elektrifizierungs-Welle losgetreten. Etwas idealistisch musste man als Kunde aller bisherigen Generationen sein – und schmerzbefreit, was das Design anbelangt. Trotzdem wurden seit Marktstart weltweit über fünf Millionen Prius verkauft. Die Zahl dürfte bald kräftig steigen, denn Idealist oder hartgesottener Fanboy muss man bei der fünften Generation nicht mehr sein. Erstens hat sich die Antriebsleistung des Japaners nahezu verdoppelt. Und zweitens ist er kaum wiederzuerkennen.
Sportlich? Ein Prius? Das geht!
Toyota verwendet in der Pressemitteilung erstaunlich oft das Wort «sportlich». Passend, denn der Prius ist kürzer, breiter und fünf Zentimeter flacher geworden. Die Spur ist um 2,2 Zentimeter gewachsen. Vom einstigen Kugelfisch-Design ist nichts mehr übrig. Die Front prägen gepfeilte Tagfahrleuchten und eine scharfe Kante unterhalb des Markenlogos.
Man wisse, das Gelb verleihe dem Prius einen Hauch New Yorker Taxi-Flair, sagte Toyota bei der
Präsentation. Wenn sie es sagen.
Die hinteren Kotflügel sind breit ausgestellt und beherbergen bis zu 19 Zoll grosse Räder. Über das Heck ziehen sich ein durchgehendes Leuchtenband und ein ausgeschriebener Modellschriftzug. Ist Prius-fahren plötzlich cool geworden?
Kein Vollhybrid mehr
Zumindest nicht mehr so langsam. Im Prius arbeitet zum ersten Mal Toyotas neue Hybrid-Generation. Es fühlt sich seltsam an, hier von PS-Zahlen zu schreiben, aber die Systemleistung liegt tatsächlich bei
amtlichen 223 PS. Das sind 100 PS mehr als beim Vorgänger. Zustande bringen das ein Zweiliter-Vierzylinder und ein E-Motor vorne.
Zur fünften Generation haben sich die Proportionen des Prius merklich in Richtung "dynamisch"
verschoben. Steht ihm gut.
Wichtiger ist aber nach wie vor der Akku. Der fasst 13,6 kWh und soll mit ihrer um 50 Prozent gestiegenen Energiedichte für rund 69 Kilometer elektrische Reichweite gut sein. Optional gibt es ein Solardach, das pro Tag bis zu acht Kilometer zusätzliche Reichweite bringt. Zu den Ladeleistungen an der Steckdose schweigt Toyota noch. Ladeleistungen? Richtig, denn in Europa wird es den Prius nur noch als Plug-in-Hybriden geben.
Recycling ist Trumpf
Das cockpit zwigt sich aufgeräumter und hat an Wertigkeit gewonnen.
Das Cockpit zeigt sich entrümpelt. Man blickt auf ein klar gegliedertes Armaturenbrett mit grossem Infotainmentscreen. Die Anordnung des Digitalcockpits über dem Lenkrad kennt man vom bZ4X und bedarf etwas Gewöhnung. Bis zu 1,90 Meter Körpergrösse passt es aber gut. Das kann man vom Fond nicht behaupten wie wir bei einer ersten Kontaktaufnahme feststellen. Die Beine bringt man noch gut unter. Über dem Scheitel wird es aber für durchschnittlich grosse Erwachsene eng. Ein Tribut an die abfallende Dachlinie. Dasselbe im Kofferraum, der Platz für maximal einem Koffer bietet.
Marktstart Mitte 2023
Modellname modisch und gross ausgeschrieben auf der Kofferraumklappe.
Dafür punktet der Prius mit dem Sicherheitssystem «T-Mate». Neue Frontkameras sollen Gefahren früher und schneller erkennen. Kollisions- und Querverkehrswarner, Spurhalteassistent und Adaptivtempomat mit Lenkunterstützung sind ebenfalls an Bord. Genauso wie eine Gesichtserken-
nung, die uns im von Toyota mitentwickelten Subaru Solterra schon zur Weissglut getrieben hat. Hoffentlich wird das System für den Prius überarbeitet. Mitte 2023 kommt die Neuauflage zu uns. Zu den Preisen sagt Toyota noch nichts. Mehr Technik und viel mehr Leistung weisen aber auf eine satten Preiserhöhung hin. Die 40 000-Franken-Marke dürfte der Neue knacken. Mal schauen, wie viele Kunden den Vollhybriden vermissen werden.
Ein Hauch Fast & Furious
Toyotas In-House-Tuner Modellista und TRD haben bereits drei Bodykits für das Japan-Modell vorgestellt. Modellista bietet gleich zwei Varianten an. Beide setzen auf Schürzen- und Schweller-Aufsätze sowie neue Felgen. "Neo Advanced Style" kommt kantiger daher und mit seinen blauen Frontschürzeneinsätzen sowie den gezackten LED-Tagfahrleuchten noch eine Ecke sportlicher. "Elegant Ice Style" ist etwas zurückhaltender, aber immer noch recht ausdrucksstark. Es beinhaltet ausserdem Aufsätze seitlich der vorderen Scheinwerfer und eine Art Fake-Auspuffblenden. Die beim Neo-Paket zweifarbigen Felgen werden hier komplett in Chrom gehalten.
Elegant Ice Style" (l.) und "Neo Advanced Style" (r.) verändern den Look des neuen Prius
nachhaltig. Ob einem das Tuning gefällt, ist natürlich Geschmackssache.
TRD übt sich in Zurückhaltung und zeigt lediglich eine Frontspoilerlippe mit schwarzen Einsätzen sowie eine Spoilerlippe auf dem Heckdeckel. Hinzu kommen noch dunkle Windabweiser an den Fenstern. Die Teile stammen von GR und könnten einen Ausblick auf eine mögliche GR Sport-Version des Prius geben. Schliesslich spricht Toyota bei der fünften Generation des Hybrid-Pioniers häfig von Sport, ganz aus der Luft gegriffen ist diese Vorstellung also nicht.
Analog zum Toyota RAV4 GR Sport dürfte man auch beim Prius dann mit sportlicherem Look, GR-Logos und überarbeitetem Fahrwerk rechnen. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Die Modellista-Teile dürften es nicht nach Europa schaffen, die GR-Teile könnte man aber vielleicht auch bei uns irgendwan im Zubehörkatalog finden.
Text: Moritz Doka
Bilder: Moritz Doka/Toyota