E-Mobility

Unterwegs mit Audis Elektro-Rikscha

Audi hat sein erstes Dreirad gebaut. Die elektrisch angetriebene Rikscha ist aber mehr als nur eine nette Fingerübung von Ingolstädter Lehrlingen, sondern Teil eines humanitären und ökologischen Projekts.

Veröffentlicht am 05.08.2023

Es ist so eine Sache mit Batteriezellen aus Elek­troautos. Durch Alterung und Gebrauch sinkt ihre Kapazität, bis sie für die Fortbewegung nicht mehr taugen. Nur: Auch 80  Prozent der 106 kWh eines Audi-Q8-e-tron-Akkus sind noch viel Energie und können für andere Zwecke gebraucht werden. «Kritisch wird es bei etwa 65  Prozent, erst dann müssen Akkus wirklich entsorgt werden», sagt Dr. Joachim Wloka von der Audi Environmental Foundation. Er und sein Team haben sich mit neuen Ideen Nachhaltigkeit zum Ziel gesetzt. Eines davon sind zweite Leben für E-Auto-Akkus. Neuestes Projekt: die E-Rikscha.

Rikscha-Restomod


e-tron-Lackierung, neues Dach, von Verbrenner auf Elektro umgebaut: Die Azubis haben ganze Arbeit geleistet.

Gebaut wurde sie von Audi-Lehrlingen. Als Basis dient eine 1979er-Rikscha aus Thailand. Die wurde zerlegt und mit neuen Teilen wieder aufgebaut. Das Dach besteht aus Armaturenbrett-Bezügen, vorne strahlen LED-Leuchten. Witzig sind Details wie der Audi-Schalthebel unterhalb des Lenkers. Statt des Verbrenners wurde eine komplette Hinterachse samt E-Motor von 3EV verbaut, einem Hersteller von Elektro-Rikschas. Als Sahnehäubchen trägt das Gefährt Audis e-tron-Konzeptlackierung. Herzstück sind vier Batteriezellen aus einem e-tron-Testfahrzeug. Zusammen erreichen sie eine Kapazität von 10 kWh, womit die nur 490 Kilogramm leichte Rikscha rund 120 Kilometer weit fahren kann.

Fahren am Limit

Ganz so weit sind wir nicht gefahren, wir haben auf dem Audi-Werksgelände in Brüssel einige Runden gedreht. Das reichte für ein dickes Grinsen im Gesicht. Der Motor zieht kräftig an. Die maximal möglichen 45 km/h fühlen sich mehr als schnell genug an. Nicht nur dank des Open-Air-Feelings, sondern auch ob des kippeligen und hoppeligen Fahrverhaltens. Blattfedern und Trommelbremse entsprechen nämlich nach wie vor der über 40-jährigen Basis. Vorausschauendes Fahren ist hier also angesagt.


Die E-Riksha besitzt eine Strassenzulassung - zumindest in Deutschland.

Bei der Elektro-Rikscha geht es aber um viel mehr, als etwas Humor zu beweisen. Mit im Boot ist das Start-up Nunam und dessen Co-Gründer Prodip Chattarjee. Seine Firma hat sich auf die Wiederverwendung von Batterien und Akkus spezialisiert. In Indien hat man mit der Energie aus alten Laptop-Batterien bereits Strassenverkäufern nachts ihre Stände beleuchtet. Bei einem Projekt mit e-tron-Akkus reichte es gar für eine ganze Strasse. Solche Back-ups sind wichtig, weil die Stromnetze in Indien häufig von Blackouts geplagt sind. Aufgeladen werden die Akkus per Solarenergie. Sauberer als Steckdosen-Strom, der in Indien noch zu 65  Prozent aus Kohlekraftwerken kommt.

Stütze fürs Kleingewerbe

Mit der Rikscha sollen die Batterieversuche nun auf die Mobilität ausgeweitet werden. In Indien sind die dreirädrigen Gefährte für viele das Fortbewegungs- und Transportmittel Nummer eins. Zurzeit werden drei Elektro-Rikschas mit Second-Life-Modulen aus Audi e-trons ausgestattet. Man will testen, ob die gebrauchten Lithium-Ionen-Zellen gegenüber den neuen, aber billigen Bleisäure-Batterien einen längerfristigen ökologischen Vorteil mit sich bringen.

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Die Rikschas werden an drei Frauen in Indien übergeben, die eigene Produkte produzieren, zum Beispiel Süssigkeiten oder Speiseöl, sie mangels Transportmittel aber nicht selbst ausliefern können. Mit den Gefährten können sie einen unabhängigen Lebensunterhalt bestreiten. Die Rikschas können nachts an ebenfalls von Audi und Nunam gestellten Säulen geladen werden, wo weitere Second-Life-Batteriezellen tagsüber mit Solarstrom gefüllt werden. In nächster Zeit wollen Nunam und die Audi Environmental Foundation Erfahrungen aus diesen beiden Batterie-Zweitverwendungen sammeln, um das Projekt weiterzuentwickeln.

Technische Daten Audi E-Rikscha

Elektromotor (h.), 6,4 kW/9,0 PS, 35 Nm, Hinterradantrieb, Spitze: ca. 45 km/h, Li-Ionen-Batterie 10 kWh (netto), Reichweite: ca. 120 km, Norm: k. A.*, 0 g/km CO2, Ladeleistung: k. A.*, Energieeffizienz: k. A.*, L/B/H: 3020/1390/1790 mm, Radstand: k. A., Reifen: k. A.*, Leergewicht: 490 kg, Zuladung: k. A.*, Ladevolumen: k. A.*, Preis: unverkäuflich. (* Fahrzeug nicht homologiert)

Text: Moritz Doka
Bilder: Audi

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