US-Car des Monats: Shelby Mustang GT350
Mit dem Shelby Mustang GT350 erhielt der Ford Mustang schon ein Jahr nach seiner Vorstellung einen bösen Bruder. Der so richtig Lärm macht.
In den USA galt spätestens seit den 50er Jahren die Regel: «Race on Sundays, sell on Mondays». Das Geheimnis hiess in den USA: SCCA. In diesen Rennserien wurden Wochenende für Wochenende Fahrzeuge aufeinander losgelassen, die, je nach Serie, ziemlich seriennah waren. Das Publikum liebte diese Rennen, denn das, was sie am Sonntag auf der Rennstrecke sahen, konnten sie am Montag kaufen.
Wobei: gerade der Shelby Mustang GT350, der ab 1965 bei den Ford-Händlern stand, war schon ziemlich weit entfernt von einem «gewöhnlichen» Mustang. Von aussen waren die Unterschied nicht besonders gross, man konnte die Coupé-Form noch problemlos erkennen. Doch unter dem Blech war dann so ziemlich alles anders.
Die scharfe Maschine des Shelby Mustang GT350
Es begann mit dem Motor. Das Reglement verlangte einen Grossserien-Antrieb, und da hatte Ford mit dem 4,7-Liter-V8, genannt K-Code, eine wunderbare Maschine im Regal. Der leichte Achtzylinder schaffte schon in der Basis-Ausführung 275 PS. Shelby gab dem K-Code nun aber noch etwas mehr Luft zum Atmen (viel mehr erlaubte die SCCA-Regeln nicht) – und so stieg die Leistung auf offiziell 306 PS.
Doch Shelby erzählte später, dass er für den GT350 nur die besten Aggregate erhielt, die schon ohne weitere Bearbeitung etwa 300 PS schafften. Das mit den ganz besonderen Exemplaren galt dann noch viel mehr für die Rennversion, den GT350R, doch das ist eine andere Geschichte. Apropos Geschichten:
Woher kommt die Bezeichnung des Shelby Mustang GT350?
Wie kommt der Shelby Mustang GT350 denn zu seiner Bezeichnung? Es heisst, der Name GT350 sei durch einen Zufall entstanden. Bei der Besprechung mit Ford trat die Frage auf, wie das Auto denn heissen soll. Caroll Shelby fragte beiläufig, wie gross die Distanz zum nächsten Gebäude sei, welches vom Fenster aus zu sehen war. Ein Ford-Mitarbeiter antwortete: Etwa 350 Fuss…
Ausserdem wurden die Mustang-Starrachse (die baugleich war mit jener des «billigen» Ford Falcon) durch die aufwendigere Konstruktion aus dem Ford Galaxie ersetzt, hinten gab es grössere Trommelbremsen, vorne Scheibenbremsen von Kelsey-Hayes. Und die Batterie wurde für eine bessere Gewichtsverteilung in den Kofferraum verfrachtet. Und schliesslich wurde der Mustang, wo es nur ging, um Gewicht erleichtert, die Rückbank wurde entfernt, die Motorhaube aus Fiberglass gefertigt.
Der GT350 war ein Verkaufserfolg
Das SCCA-Reglement verlangte, dass mindestens 100 Stück dieser modifizierten Fahrzeuge gebaut werden müssen. Ford konnte 1965 aber 562 Exemplare an Privatfahrer verkaufen – alle waren weiss lackiert (die Farbe heisst offiziell Wimbledon White), gegen Aufpreis gab es die so genannten Le-Mans-Streifen. In den Ford-Auftragsbüchern steht, dass nur gerade 28 Prozent der Kunden diese Streifen bestellten, doch heute gibt es kaum mehr einen GT350 ohne diese Dinger.
Geschaltet wurde über ein manuelles 4-Gang-Getriebe von Borg-Warner, speziell waren die doppelten «sidepipes», durch die die Abgase lautstark entweichen konnten. Als Reifen waren spezielle Goodyear-«Blue Dot» montiert, die auf 15-Zoll-Leichtmetallfelgen mit Zentralverschluss aufgezogen waren; gegen Aufpreis gab es sogar Magnesium-Felgen.
Und was kostet so ein Shelby Mustang GT350 heute?
(Diese Bilder oben stammen von einem Exemplar, das 2017 von RM Sotheby's in Monterey für 451'000 Dollar versteigert wurde. Die Bilder unten zeigen einen Shelby Mustang GT350, der am 13./14. August beim gleichen Anbieter am gleichen Ort unter den Hammer kommt, einen Schätzpreis gibt es noch nicht.)