VW ID.3 GTX Performance – Bad Boy?
Der VW ID.3 hat den Sexappeal eines bebrillten Klugscheissers. Schafft es VW mit dem GTX Performance Modell aus dem Lehrerliebling einen richtigen Bad Boy zu machen?
Spoiler-Alarm: Der VW ID.3 kann nicht böse. Egal aus welchem Winkel man den profanen ID.3 betrachtet, er wird nie als verwegener Draufgänger durchgehen, sondern bleibt der liebe nette Junge von nebenan: ein "Hausaufgaben-abschreiben-lasser", ein "Pausenbrot-mitnehmer", einer, der von Mutti noch Küsschen bekommt und über Dad-Jokes lacht. Weder fliegen ihm die Mädchenherzen zu, noch wollen andere Jungs so sein wie er. Der VW ID.3 ist brav – und das ist auch gut so. Aber in Wolfsburg weiss man das und will ihm jetzt ein bisschen Rebellion und Sportlichkeit einhauchen. Tschüss Vernunftsauto, macht Platz für den ID.3 GTX.
Performance?
Rauchen tut er immer noch nicht. Alles mit «ID» läuft mit Hochvolt und verbrennt maximal Gummi. Aber mit flockigen 326 PS, einem überarbeiteten Fahrwerk und moderner Technik will der ID.3 GTX Performance den "Superfly" geben. Doch wie nah kommt der GTX wirklich an die ikonische GTI-Legende heran?
Ohhh
Optisch zeigt sich der ID.3 GTX Performance in Topform. Die Frontpartie ziert ein zentraler schwarzer Lufteinlass im markanten Rautendesign und mit den seitlichen GTX-Grübchen grinst er selbstbewusst Richtung Asphalt. Das Dach, die Seitenschweller und der Heckdiffusor sind ebenfalls in Dunkel gehalten, was ihm einen etwas aggressiveren Look verpasst. Man hätte ihm vielleicht ein rotes GTI-Wabengrill-Dekor verpassen können, aber die Designer in Wolfsburg wollten dem ID.3 GTX Performance seine eigene sportliche Identität verleihen, um den elektrischen Fahrspass auch optisch zu unterstreichen.
Ahhhh
Im Innenraum setzt der ID.3 GTX Performance auf schlichte Eleganz mit sportlichen Akzenten. Fahrer und Beifahrer nehmen in angenehm gepolsterten Sportsitzen Platz – nicht zu fest zupackend, aber bequem. Rote Nähte, GTX-Stickereien und -Badges zieren das Interieur. Über allem thront ein fast 13-Zoll-Infotainment-Bildschirm, der alle wichtigen Funktionen steuert. Und wer in Plauderlaune ist, kann sich von Sprachassistentin «IDA» (powered by ChatGPT) einen Vortrag über die GTI-Geschichte geben lassen – während man dank Augmented-Reality-Head-up-Display die Strasse immer im Blick behält. Doch ein bisschen GTI-Nostalgie mit Karomuster oder einem Golfball-Schaltknauf hätte nicht geschadet, aber irgendwie hat der GTX eben seinen eigenen Charme.
Brumm-brumm
Das merkt man vor allem beim Antrieb: flinker Vortrieb, statt ordentlich Druck. Mit 240 kW/326 PS und 545 Nm Drehmoment sprintet der ID.3 GTX Performance in 5,7 Sekunden auf 100 km/h und lässt es bei elektronisch abgeregelten 200 km/h auch mal gut sein. Das ist zwar recht schnell, aber eben nicht brachial, denn man will trotz aller Sportlichkeit die Alltagstauglichkeit nicht vernachlässigen. Anders als andere GTX-Modelle wird hier nur die Hinterachse angetrieben. Wer den GTX noch feiner auf sich abstimmen will, kann sich am adaptiven Fahrwerk mit Sport-DCC und seinen 15-stufigen, verstellbaren Dämpfern austoben.
Die 79-kWh-Batterie sorgt nicht nur für eine Reichweite von bis zu 594 Kilometer (laut WLTP), sondern auch für einen tiefen Schwerpunkt und eine optimale Lastverteilung zwischen den Achsen. Sie lässt sich mit bis zu 185 kW laden und von 10 auf 80 Prozent vergehen rund 26 Minuten. Über ein Thermomanagement kann die Batterie zudem vorkonditioniert werden.
Tacheles
Wer einen leistungsstarken Stromer "made in Germany" sucht, der zugleich sportlich und alltagstauglich ist, hat hier eine interessante Alternative. Solide Leistung verbunden mit einem Hauch von GTI-Spirit. Sicher, fehlt ihm das rebellische "Feuer" seiner thermisch angetriebenen Ahnen. Auch die verspielte Liebe zum Detail, die den GTI zur Legende machte, sucht man hier vergeblich. Aber der GTX geht seinen eigenen, elektrischen Weg – und das nicht schlecht. Auch sicher: Der ID.3 GTX Performance ist kein Langweiler.
Preis? Ab 50’200 Franken.
Text: GAT
Bilder: VW