Schon gefahren

VW ID.Buzz - Glücksgefühle

Eine erste Ausfahrt mit dem VW ID.Buzz macht uns glücklich. Aber Glücklichsein hat halt auch seinen Preis.

Veröffentlicht am 09.09.2022

Der ID.Buzz von VW begründet dann gleich mal ein neues Segment: die Öko-Coolness. Es gibt sicher auch andere feine E-Automobile, doch mit dem elektrischen Bulli punktet Volkswagen in ganz vielen Bereichen, Design, Raumausnutzung, Image. Wohl zum ersten Mal werden die Vorteile einer elektrischen Plattform sehr konsequent genutzt, dazu sieht das Fahrzeug auch noch wirklich gut aus - und es wird eine neue Kundschaft von der E-Mobilität überzeugen können. Drei Punkte, die man VW sehr hoch anrechnen darf.

Sympathieträger

Gut, technisch zerreisst der ID.Buzz die ganz grossen Stricke jetzt nicht. Er steht auf dem MEB (Modularer Elektro-Baukasten), den er sich unterdessen mit doch reichlich anderen Modellen aus dem Volkswagen-Konzern teilt. Und da kriegt er jetzt auch (noch) nicht die technische Speerspitze mit, vorerst muss man sich mit 204 PS und Heckantrieb begnügen. Das sorgt dann auch nicht für besonders wilde Fahrleistungen, der Sprint auf 100 km/h dauert mehr als 10 Sekunden, nach oben wir der Stromer bei 145 km/h eingebremst. Als Verbrauch nennt VW knapp über 20 kWh/100 km, das ermöglicht dann mit der 77-kW-Batterie (netto) eine Reichweite von um die 400 Kilometer. Geladen werden kann mit maximal 170 kW. Ja, das können andere besser.

Doch darum geht es ja bei diesem Fahrzeug nicht. Er will kein Sportwagen sein, man weiss in Wolfsburg, dass man in Sachen Antriebstechnik nicht ganz oben aufs Podest gehört. Aber der ID.Buzz ist halt extrem sympathisch - und er wird allein schon deshalb zum Erfolgsmodell werden. Es geht ihm das Sektiererische anderer E-Autos ab, man kann sich in ihm sehen lassen, auch wenn man nicht auf einer Gutmenschen-Welle reiten muss.

Kommod und ergonomisch

Ganz wichtig: Das Platzangebot und Raumgefühl sind im Buzz ausgezeichnet, die ziemlich genau drei Meter Radstand werden bestens genutzt. Die hinteren Passagiere haben also reichlich Bein- und Kopffreiheit, dahinter gibt es noch über 1100 Liter Kofferraum. Genau so ergeben moderne E-Fahrzeuge Sinn – und eigentlich nur so. Wie so ein ID.Buzz als Pro allerdings fast 2,5 Tonnen schwer werden konnte, ist uns allerdings ein Rätsel. Voll beladen bewegt man dann doch drei Tonnen durch die Gegend.

Auf einer ersten Ausfahrt machte der ID.Buzz wahrlich Freud'. Man sitzt vorne hoch und ausserordentlich kommod; die vorderen Sitze haben gar zwei Armlehnen. Die Übersicht ist in alle Richtungen bestens - und die Aussicht auf das moderne Cockpit erfreulich. Zwar hatten wir nicht die Zeit, alle Neuerungen der Software 3.0. zu erfahren, aber es ist allein schon gut, dass gewisse peinliche Fehler aus der Vergangenheit nicht mehr passieren. Die Bedienung stellt niemanden vor ein Rätsel, ergonomisch haben die Wolfsburger das alles ausgezeichnet gelöst.

Der gute Wille

Man fährt also höchst entspannt. Dabei hilft das komfortabel abgestimmte Fahrwerk, man gleitet einher, souverän, locker, kommt gar nicht erst in Versuchung. Der Wendekreis ist klein, die Lenkung ist gut, die Rückmeldung von der Fahrbahn nicht so, wenn man den Bus zu heftig in die Kurve wirft, kommt er mit seinem hohen Aufbau dann schon etwas ins Wanken. Aber eben: so will man gar nicht unterwegs sein, lieber entspannt, Blumen im Haar, mit gutem Öko-Gewissen. Dazu tragen sicher auch die vielen recycelten Materialien im Innenraum bei, Petflaschen, Fischernetze; haptisch sind sie nah bei Plastik, aber der gute Wille zählt mindestens doppelt.

Es braucht allerdings auch viel guten Willen im Geldbeutel. Als Cargo (mit 3900 Liter Laderaum und 650 Kilo Zuladung) kostet der ID.Buzz ab 59'633 Franken, als Pro mit fünf Sitzplätzen sind es dann schon 67'680 Franken. Der einstige Hippie-Bus ist in der Moderne angekommen, wahrscheinlich noch mehr als jedes andere E-Auto verkörpert er den wahren Zeitgeist. Es entschleunigt, es ist (lokal) umweltschonend, es ist auch optisch der optimale Imageträger - das darf dann schon auch etwas kosten.

Text: ai-online-Team, Photos: Volkswagen.

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