Test

VW Tiguan Allspace - In der Komfortzone

Eine zusätzliche dritte Sitzreihe oder doch lieber mehr Laderaum? Der Tiguan Allspace tritt in die Lücke zwischen Kompakt- und Gross-SUV. Mit Erfolg!

Veröffentlicht am 25.02.2023

Volle 24 Zentimeter überragt der um 2100 Franken teurere Allspace den normalen Tiguan und erstreckt sich auf üppige 4,73 Meter. Der Radstand ist mit 2,79 Metern rund elf Zentimeter länger, die restlichen 13 Zentimeter gehen auf das Konto des hinteren Überhangs. Diese Zahlen zeigen, dass die Verlängerung zugunsten des Fond- und des Kofferraums geht, denn bis zur B-Säule sind beide Tiguan identisch.

Viel Platz

Das ist denn auch gut spürbar. Der Einstieg nach hinten ist durch die grösseren Türen viel komfortabler, der Beinraum hat gewonnen. Letzteres gilt für den serienmässigen Fünfsitzer. Wer sich hingegen für die je nach Ausstattung 760 bis 870 Franken Aufpreis kostende dritte Sitzreihe entscheidet, hat keinen zusätzlichen Beinraum. Und auch der Kofferraum wird kleiner, weil der doppelte Ladeboden die Sitzbank statt des zusätzlichen Ladeguts aufnimmt. Kommt dazu, dass Reihe drei nur für Kinder geeignet ist. Die Sitze sind steil, der Boden ist hoch, womit kaum Fussraum übrig bleibt.

Mechanik und Polstermaterial kosten zudem Gewicht. Der Allspace ist so 70 bis 80 Kilogramm schwerer als der kurze Tiguan. Unser Testwagen mit Zweiliter-TSI und 245 PS in R-Line-Ausstattung bringt üppige 1,9 Tonnen auf die Waage. Daher will nicht nur die Frage, ob es der Tiguan oder der Allspace sein soll, sondern auch die Frage nach der dritten Sitzreihe gut überlegt sein. Der Allspace ist für Käufer, die den Kofferraum oft brauchen und/oder häufig Passagiere mitnehmen, die bessere Wahl. Zudem ist die Seitenlinie dank des langen Radstands und des verlängerten hinteren Seitenfensters eleganter.

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Da der europäische Allspace in Mexiko von den Bändern läuft, kam das Facelift etwas später als bei seinem kürzeren Bruder. Es umfasst nebst einer überarbeiteten Front diverse Goodies für das Infotainment und das Digitalcockpit. Und der Tempomat mit automatischer Distanzregelung verwendet auch GPS-Daten und Navi-Infos, um die Geschwindigkeit automatisch anzupassen, was oft als Bevormundung empfunden wird. Neu sind der Front-Assist mit Fussgängererkennung und die «Air Care Climatronic». Wir halten aber die berührungsempfindlichen Flächen anstelle der Schalter und Drehregler für einen deutlichen Rückschritt. Allerdings ist zu befürchten, dass ein Nachfolger das viel gescholtene Cockpit aus Golf 8 oder Multivan bekommt. Ein weiterer Grund also, jetzt den Tiguan oder den Allspace zu kaufen.

Als Negativpunkte sind das billig wirkende Plexi-Head-up-Display und die hart abrollenden 20-Zoll-Räder aufgefallen. Über die Fahrleistungen, das Fahrverhalten, die aktive und Sicherheit oder die Verarbeitung und die Materialauswahl gibt es dagegen nur Positives zu berichten. Wem der ab 58'500 Franken lieferbare 245-PS-Allspace zu teuer ist, bekommt bereits ab 48'300 Franken den 1.5 TSI mit 150 PS oder den gleich starken 2.0 TDI ab 53'900 Franken. Ausser beim Basismotor ist Allradantrieb immer dabei. Viele Komfortfeatures müssen allerdings in Paketen oder einzeln dazugekauft werden. Und dann gibt es viel Auto für viel Geld – typisch Volkswagen.

Fazit

Der Tiguan bietet als Allspace noch mehr Fond- und Kofferraum und ist auch dann eine gute Investition, wenn man keine dritte Sitzreihe braucht.

Technische Daten

VW Tiguan Allspace 2.0 TSI 4Motion R-Line / Motor: R4-Turbobenziner / Hubraum: 1984 cm3 / Leistung: 180 kW/245 PS / Drehmoment: 370 Nm bei 1600-4300/min / Getriebe: 7-Gang-DKG / Antrieb: Allrad / Verbrauch (WLTP): 8,8 l/100 km / Emissionen: 201 g/km CO2 / Effizienzkategorie: F / Testverbrauch: 8,4 l/100 km / Beschleunigung 0–100 km/h: 6,2 s / Höchstgeschwindigkeit: 229 km/h / Bereifung: 255/40 R20 / Abmessungen L/B/H: 4726/1839/1674 mm / Leergewicht: 1919 kg / Zuladung: 551 kg / Anhängelast gebr./ungebr.: 2500/750 kg / Ladevolumen: 760–1020 l (5-Sitzer), 700–1755 l (7-Sitzer) / Preis: ab 58'500 Franken (R-Line)

Text: Stefan Fritschi
Bilder: Dario Fontana

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