Dodge Charger Daytona: V8-Sound? WTF!
Als Kinder brummten wir beim Spielen den Sound von Autos nach und klemmten Jasskarten in die Speichen, um das Knattern eines Motorrads zu imitieren. Kinder halt. Aber Dodge meint es ernst und lässt im vollelektrischen Charger Daytona einen V8-Sound mit bis zu 126 Dezibel aus den Boxen krachen. Nicht cool.
Kakophonie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie schlechter Ton. Dodge Charger Daytona ist amerikanisch und bedeutete einst cooles Muscle-Car mit V8-Hemi-Motor und blubberndem Sound, der für unendlichen Benzin-Durst stand. Mit dem Dodge Charger Daytona steht eine neue Generation von Sportwagen an, die auf den Verbrenner verzichten. Soweit so gut.
Die Leute von Dodge konnten es dennoch nicht lassen, für die Neuauflage des Daytonas einen V8-Sound zu kreieren – das “Fratzonic Chambered Exhaust System”.
Grundsätzliches über Autogeräusche aus der Dose
Motorgeräusche in einem vollelektrischen Auto – niemals fühlt sich ein Autofahrer trauriger. Als hätte man das falsche Auto gekauft. Nichts gegen Elektroautos, die zahlreiche Vorteile mit sich bringen: geringere Emissionen (nach Produktion bis Recycling), höhere Effizienz (Wirkungsgrad) und eine lärmfreie Fortbewegung. Warum also Elektroautos mit künstlich generierten Geräuschen von Verbrennungsmotoren “aufpeppen”?
Grundsätzlich gilt die Regel: Sound, der nicht natürlich erzeugt wird, braucht es nicht. Uns ist kein Fall aus vergangenen Zeiten bekannt, in dem ein Autofahrer den Klang eines anderen Fahrzeuges auf Kassette abspielte. Car-Sound aus Boxen sind so überflüssig wie künstliche Naturgeräusche auf einer Wanderung.
Lustig im Abarth 500e
Als Spielerei mag es ja ganz witzig sein. Der Abarth 500e beispielsweise klingt lustig. Doch auch dieser Ton nervt und wird spätestens nach zwei Tagen deaktiviert. Die Vergleiche zur originalen Rekord-Monza-Abgasanlage schwinden so rapide, dass man nur noch ein monotones Bienensummen wahrnimmt. Nach kurzer Zeit (maximal zwei Tage) deaktiviert man die Lärmbox genervt.
Schlimmer geht immer
Beim BMW i5 M60 dachten wir zunächst, uns verhört zu haben. Hans Zimmer hat für den Elektro-Bayer einen unverwechselbaren Klang einspielen wollen, der die akustische Untermalung der Freude am Fahren vermitteln sollte.
Mit einem grossen Geldkoffer im Gepäck hat der Komponist sich wohl den ganzen Rückflug in die USA kaputt gelacht. Für das Einspielen eines rülpsenden Elchs hat Hans sicher keine fünf Minuten gebraucht. Seitdem nötigt BMW die Käuferschaft in seinen Elektro-Bombern Hans Zimmers „Iconic Sounds“ zu hören. Wir kennen niemanden, der diese Funktion in der Praxis nutzt oder schätzt.
Nicht schlecht – schlicht peinlich
Der Versuch, einem Elektroauto den Klang eines V8-Motors zu verpassen, ist schon fast Gotteslästerung. “Fratzonic Chambered Exhaust System” nennt Dodge die Soundbox im vollelektrischen Dodge Charger. Sie ist nicht schlecht, sie ist schlicht peinlich. Einfach unglaublich, dass es tatsächlich Autojournalisten gibt, die den Sound aus dem E-Charger feiern.
Der Zweitürer mit 400-Volt-Architektur und zweimotorigem Allradantrieb wird in zwei Leistungsstufen angeboten. Die Basisvariante mit 335 kW/456 PS und Boost-Funktion (365 kW/496 PS) und das Top-Modell mit 463 kW/630 PS bis 493 kW/670 PS.
Bis zu 126 Dezibel laut
Der Dodge Charger Daytona kann bis zu 126 Dezibel brüllen. Dafür hat Dodge die neue Heulboje durch einen Tunnel geschickt und als Video über Social-Media Kanäle verteilt. Das wirkt fast wie ein Verzweiflungsakt, ein Festhalten an einem Relikt. Welcher Skeptiker sich hiervon überzeugen lässt, von einem V8 auf einen vollelektrischen umzusteigen, wie manche Autojournalisten schreiben, ist mehr als fragwürdig. Im Gegenteil, diese Bemühungen werden als unehrlich und überflüssig empfunden. Ein Blick in die Kommentare des offiziellen Dodge-Kanals bestätigt diese These. Zusammengefasst steht da: WTF, Dodge!
Kleine Bitte an die Leute von Dodge
Liebes Dodge-Team, macht doch mal wieder einen Buden-Ausflug zu einem NFL-Spiel oder feiert eine Grillparty mit Bier, Whiskey und Tonnen von selbst erlegten Wild. Auf eine depperte Idee wie V8-Sound kommt man nur in einem woken Lach-Yoga-Seminar. Bei Bier mit guten Leuten entstehen die besten Ideen. Zum Beispiel, was man mit der neuen Elektro-Technologie alles anstellen könnte, das man früher nie konnte, wie beispielsweise die neue vollelektrische G-Klasse mit der Panzer-Drehung. Warum gibt es im Dodge Charger Daytona nicht eine Burnout-Funktion? Die Leistung wird komplett an die Hinterräder geschickt, während vorne dagegen gehalten wird. Oder die Vin-Diesel-Funktion, bei der man im Fast-and-Furious-Style aus dem Stand ein Wheelie machen kann. Ein Stromer bietet so unfassbar viel Möglichkeiten, cooles Zeug zu machen. Und das erst noch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hey Guys from Dodge: Macht was draus.
Text: GAT
Bilder: Dodges