Classic
Bevor Mercedes den Haustuner AMG übernahm, mussten sich die Stuttgarter anderweitig behelfen, wenn sie ihren Autos mehr Power einhauchen wollten. Welch riesigen Aufwand man dafür teilweise betrieb, zeigt eindrücklich der 500 E. Mit Preisen von einst über 130'000 DM ist die Powerlimousine heute selten, gute Exemplare gesucht. Ein tadellos gepflegtes wird am 15. September 2023 via RM Sotheby’s in St. Moritz als Teil der Iseli Collection versteigert.
Motor, Fahrwerk und Bremsen aus dem SL 500
Um den Motor unterzubringen, musste Porsche den Vorderwagen des W124 verlängern.
Entwickelt wurde der 500 E zusammen mit Porsche. Die brachten das Know How mit, Mercedes das Geld. Denn die Zuffenhausener waren damals chronisch klamm und lieferten etwa auch bei Audis RS 2 Schützenhilfe. Beim 500 E konstruierte man den Vorderwagen um, damit der 328 PS starke M119-V8 aus dem R129er SL 500 Platz fand. Von ihm stammen auch Bremsen und Fahrwerk.
Zu Breit für die Montagelinie
Versteckte Endrohre, keine Spoiler, hier sogar noch ohne Modellbezeichnung auf dem Heckdeckel: Mehr Understatement geht kaum.
Um all das unterzubringen, musste die Karosserie um 56 Millimeter verbreitert werden. Dadurch wurde der 500er zu Breit für die Produktionsstätte in Sindelfingen. Also mussten die Rohkarossen zu Porsche geliefert und dort von Hand zusammengebaut werden, ehe sie zurück zu Mercedes kamen und dort lackiert wurden. Das erklärt die rund 50'000 DM Aufpreis gegenüber einem zeitgenössischen BMW E34 M5. Den Aufwand war es aber Wert. Denn unauffälliger als im 500 E kann viel Leistung kaum verpackt werden - Understatement pur.
Unter 100'000 km Laufleistung
Der Innenraum dieses 500 E präsentiert sich fast im Neuwagenzustand.
Dieses 1992er Exemplar ist bis auf Blinker und Heckleuchten vom Facelift E 500 original. Es wurde neu in die Schweiz ausgeliefert und hat aktuell nur 98'724 Kilometer Laufleistung hinter sich. Sämtliche Belege und Rechnungen sind laut Inserat vorhanden, die Ausstattung des 500 E reichhaltig. Schätzungsweise dürfte der Verkaufserlös zwischen 60'000 und 70'000 Franken liegen.
Text: Moritz Doka
Bilder: Rm Sotheby's
