Drive

Offenes Raunen aus zwölf Posaunen

So sieht Leidenschaft auf vier Rädern aus: Der Ferrari 12cilindri Spider wird zum Inbegriff von Kraft, Eleganz und Sound. Der V12-Meisterwerk wird die Strasse genauso im Sturm erobern wie unser Redaktorenherz.

Veröffentlicht am 25.02.2025

Eigentlich ist mit dem Namen schon alles gesagt: Ferrari 12cilindri Spider. Doch ein paar Worte wollen wir Ihnen noch zu diesem Kunstwerk – wenn man es überhaupt als Auto bezeichnen darf – mitgeben. Er verkörpert die Essenz italienischer Ingenieurskunst und Leidenschaft. Der 12cilindri Spider steht für einen besonderen Gran Turismo. Wer einen kompromisslosen Renner will, dafür gibt es andere Modelle aus Maranello. 

Ästhetik


Der Nachfolger des 812 Superfast hat eine markante schwarze Zierleiste zwischen den Scheinwerfern und erinnert damit an den ikonischen Ferrari 365 GTB/4 Daytona der 1960er Jahre. Der 12cilindri Spider kommt mit einer Vielzahl von versteckten Luftleitelementen aus, die ein aggressives Spoilerwerk überflüssig machen und so eine sehr harmonische Linienführung entsteht, die in einem sanft abfallenden Heck mündet. Im Innenraum dominieren hochwertige Materialien und feine Technologie, darunter ein 15,6-Zoll-Digitaldisplay für den Fahrer, ein 10,25-Zoll-Exemplar in der Mittelkonsole sowie optional ein weiteres Display für den Beifahrer.

Motor und Leistung


Vier Jahre tüftelten die Ingenieure aus Maranello am Ferrari 12cilindri Spider, was unter Konservierung automobiler Kunst verbucht werden kann. Mehrheitlich widmete man sich dem Motor, genauer gesagt, dessen Anpassung an die strengen Emissionsvorschriften. Das Ergebnis: Ein beeindruckender 6,5-Liter-V12-Motor, der 830 PS und ein Drehmoment von 678 Nm liefert, frei von jeglicher Hochvolt-Elektrifizierung. Die Antriebsleistung wird auf die Hinterräder übertragen und beschleunigen den Piloten samt seiner schönen Hülle unter drei Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit über 340 km/h angegeben. Schaltvorgänge erfolgen über ein 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

Durch die rote Brille


Natürlich wollten wir unsere Arbeit im Ferrari 12cilindri Spider professionell und sachlich aufnehmen, doch mit dem Starten des Zwölfenders, war es um uns schon wieder geschehen. Wir verfielen sofort dem Klang des V12-Motors, der im Innenraum besonders präsent ist. Dies liegt an der geänderten Position der Resonatoren in den Ansaugkanälen, welche die mittleren Frequenzen verstärkt und was die Soundwahrnehmung im Innenraum für die Passagiere intensiver macht. 

Die Fahrt beginnt nach der Triebwerkzündung ist erstaunlich ruhig. Mit jedem Meter Strecke bekommt man mehr Vertrauen ins Fahrzeug und zappt sich immer mutiger durch die Gänge. Vom Knurren der Gaswegnahme, dem kurzen Bellen beim Runterschalten bis hin zum superschnellen Gangeinpressung unter Volllast, eine Sinfonie des italienischen Zwölf-Zylinder-Orchesters.

Als Highlight kann auch die Kombination von Lenkung und Fahrwerk erachtet werden. So beeindruckt der 12cilindri Spider fahrdynamisch mit einer präziseren Brake-by-Wire-Steuerung und einer neuen Hinterradlenkung. Man feilte am Fahrverhalten – doch man darf nicht vergessen: Es handelt sich um einen Gran Turismo, keinen Supersportwagen. Schliesslich hat Ferrari für kompromisslose Rennwagen andere Modelle im Stall. 

Volle Kontrolle über 830 PS


Die neue Sensorik im Lenkgehäuse des 12cilindri Spider verbessert die Bodenhaftung durch kontinuierliche Überwachung der Bodenhaftung. Diese wird für jedes einzelne Rad ermittelt, was das Zusammenspiel von Traktion, Stabilität und Hinterachsdifferenzial verbessert. Dem Fahrer liefert es ein Vertrauen in jedem Moment und in jeder Situation die volle Kontrolle des 830-PS-GTs zu besitzen. Einen weiteren Grund ist auch das speziell angepasste Schuhwerk. Um die Kraft des Antriebs so ausgewogen auf die Strasse übertragen, bekam der 12clilindri extra auf ihn abgestimmte Goodyear Eagle F1 SuperSport montiert. Dieser informieren sehr sensibel über Fahrbahntopografie, Haftungspotential und gewählte Kurvenlinie.

Die elektronische Fahrdynamik-Regelung wurde für mehr Kontrolle ausgelegt – ohne das natürliche Fahrgefühl zu beeinträchtigen. Wem das gar nicht schmeckt, kann sich durch die Fahrmodi Wet, Sport, Race CT-off und ESP-off probieren, ob für ihn eine adäquate Einstellung dabei ist. Ja, so könnte man schöne schwarze Streifen auf den Asphalt malen, doch die Ferrari-Verantwortlichen hätten bestimmt weniger Freunde daran als wir.

Der Antrieb


Doch unfassbar viel Freude macht der Star des Ferrari 12cilindri Spider: sein Antrieb. Ein echtes Meisterwerk, das Emotion, Leistung und Tradition auf höchstem Niveau vereint. Da wäre nicht nur der unnachahmliche Klang, sondern auch seine in jeder Drehzahllage satte Beschleunigung. Uns wurde von Ferrari-Ingenieuren erklärt, dass dies auf die Abstimmung der Drehmomentkurve zurückzuführen sei. Diese liefere nicht in erster Linie maximale Leistung, sondern es gehe im Fahrzeug vielmehr um ein optimales Beschleunigungserlebnis für den menschlichen Körper. Dieses Konzept basiere auf dem Verständnis, wie wir physikalische Kräfte wahrnehmen und schafft so ein emotionales Fahrgefühl. Bereits 80 Prozent des Drehmoments liegt bei 2500 Touren pro Minute an. 


Monieren dürfen wir am Ende aber schon noch drei Dinge. Erstens, zwar mag die Rundumsicht überzeugen, doch in beide Richtungen schräg nach hinten ist man definitiv blind. Zweitens, Blinkerknöpfe zum Drücken statt eines gewöhnlichen Blinkerhebels bleiben für uns auch am Ende des Tages noch irritierend. Drittens, woher sollen wir uns bitteschön die 442200 Franken für den 12cilindri Spider zusammen schnorren?


Oh, stimmt, die wohl wichtigste Zahl haben wir Ihnen bisher vorenthalten. 14 Sekunden vergehen von Himmel auf zu Deckel drauf – oder eben umgekehrt.

 

Text: GAT
Bilder: Ferrari

<< Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren: