Renault Rafale – Elitepartner?
Nach anfänglichen Schmetterlingsgefühlen kehrt irgendwann in jeder Beziehung der Alltag ein. Wir wollten wissen, ob der Renault Rafale nur ein Sommerflirt ist oder sich daraus etwas Ernsthaftes ergeben könnte.
In Friedrich Schillers “Kabale und Liebe” treffen zwei Welten aufeinander: Schönheit und Adel. Ähnlich verhält es sich mit dem Renault Rafale, einem SUV-Coupé, das die Herzen der oberen Mittelklasse erobern will. Die Franzosen haben in der Vergangenheit einige Versuche unternommen, in den automobilen Adelsstand aufzusteigen – denken wir nur an den Safrane, Vel Satis oder den extravagant gescheiterten Avantime. Doch diese Modelle blieben eher Randerscheinungen. Jetzt soll der Rafale die Geschichte neu schreiben – natürlich als SUV.
Kaum eine Marke verzichtet auf einen „Hochbeiner“ im Sortiment. Renault hat sogar sieben oder acht solcher Modelle im Angebot, je nachdem, wie man zählt. Der Rafale ist jedoch das neue Flaggschiff der Marke – der König der französischen SUV-Revolution. Er soll nicht nur auffallen, sondern möchte auch gefallen. Und das gelingt ihm.
Auffallen ist Programm
Kaum sind wir mit dem Rafale unterwegs, zieht er neugierige Blicke auf sich. An der Tankstelle, im Parkhaus oder vor dem Supermarkt – unser vierrädriger Charmeur wird immer wieder bewundert. Ein besonders enthusiastischer Beobachter will seiner Partnerin gleich vor Ort das Fahrzeug schmackhaft machen. Was ihm so gut gefällt? Zunächst sei der Rafale ideal für seine Familie. Zwar stehe er SUVs skeptisch gegenüber, doch dieses Modell breche mit dem „kastenförmigen Einerlei“, das er sonst meidet.
Besonders die Front mit der 3D-Wabenstruktur gefällt ihm: Je nach Blickwinkel verändert sich die Optik – eine kleine optische “illusion français”. Die Matrix-LED-Scheinwerfer erhalten sogar das Prädikat “cool”, während die pfeilförmigen Tagfahrlichter ihm ein fast schon gönnerhaftes “okay” entlocken – sie erinneren ihn zu sehr an die GTX-Modelle der VW ID-Serie. Seine Partnerin zeigt sich ebenfalls zunehmend begeistert, besonders von der Farbgebung “bleu sommet”. Und dann das Heck! Beide sind sich einig: Das SUV-Coupé erinnert an den muskulösen Stierhintern des Lamborghini Urus. Der Rafale scheint also einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen – zumindest äusserlich.
Innere Werte
Natürlich lassen wir den bewundernden Fan auch einen Blick ins Innere werfen – eine kleine Ernüchterung. Der Innenraum kann demnach nicht ganz mit der Aussenhülle mithalten.
Besonders der merkwürdige Hebel in der Mittelkonsole, der an das gleichnamige französische Jagdflugzeug Rafale erinnern soll, entpuppt sich als optische Spielerei ohne wirklichen Nutzen. Der Hebel ist weder besonders praktisch noch hübsch – vielmehr wirkt er wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Das digitale Cockpit kann hingegen punkten. Es ist übersichtlich und informativ, ohne den Fahrer mit unnötigen Details zu überfordern. Und dann ist da noch das gigantische Panoramadach: 1,5 × 1,2 Meter misst die Glasfläche, die sich elektrisch verdunkeln lässt – ein echter „Olalala“-Moment für unsere unfreiwilligen Tester.
Was wir vom Rafale halten, das erfahren Sie in der aktuellen ai11/24.
Text: GAT
Bilder: Toni Bader