Highlights der US-Tuning-Messe

Sema 2024 – Vegas, Baby!

Wenn die Herbstblätter fallen, findet mit der SEMA in Las Vegas die verrückteste US-Tuning-Messe statt. Für uns Europäer sind die scharf gemachten Ami-Cars stets ein Grund zum Schmunzeln, aber auch zum Staunen. Vorhang auf für die schrägsten und abgefahrensten SEMA-Modelle 2024.

Veröffentlicht am 14.11.2024

„What Happens in Vegas, Stays in Vegas“, lautet die berühmte Eigenwerbung aus dem Jahr 2003. Schon viel länger, nämlich seit 1977 findet die Messe der Specialty Equipment Market Association (SEMA) in Las Vegas statt und hat sich zur grössten Tuning-Messe der USA entwickelt. Vom 5. bis 9. November fand die SEMA 2024 im Las Vegas Convention Center statt. 

Die SEMA erstreckt sich über eine Ausstellungsfläche von 111’500 Quadratmetern. Jährlich besuchen rund 150’000 Personen die Messe, an der rund 2’000 Aussteller ihre Ware anpreisen. 

Wir haben uns ein paar Highlights herausgepickt.

Nissan Frontier Tarmac – Der Drift-Truck

Nissan hat für die diesjährige SEMA Show ein schmuckes Einzelstück entwickelt. Der Frontier Tarmac ist ein stark modifizierter Pickup, der speziell fürs Driften konzipiert wurde. Federführend bei der Zusammenarbeit waren Drift-Legende Chris Forsberg und sein Forsberg Racing-Team. Zusammen mit Nissan Motorsport und Nissan Design America verwandelten sie einen gewöhnlichen Frontier PRO-X in nur sechs Monaten in ein Drift-Biest.

Damit sich die Reifen an der Hinterachse standesgemäss in Rauch auflösen, durfte der serienmässige 3,8-Liter-V6-Motor zwar bleiben, wurde jedoch neu von einem wassergekühlten Roots-Kompressor angeblasen. Mit über 400 PS sollte für das genannte Vorhaben ausreichend Druck vorhanden sein. Die Leistung wird über das serienmässige 9-Gang-Automatikgetriebe ausschliesslich auf die Hinterräder übertragen. Zwei Bremssysteme hinten, darunter eine hydraulische Drift-Handbremse, sorgen für beste Sichtverhältnisse – durch die Seitenscheibe.

Toyota GR86 Rally Legacy – Retro-Rallye

Inspiriert von den Rallye-Legenden der 1980er-Jahre kombiniert der Toyota GR86 Rally Legacy scharfe Motorsport-Technik mit einem nostalgischen Look. Toyotas niedlicher 1,6-Liter-Dreizylinder-Turbomotor aus dem GR Yaris leistet unverändert 300 PS und 370 Nm Drehmoment. Vom spassigen Yaris übernommen wurde ebenfalls das Allradsystem mitsamt Achsen, Naben und Sperrdifferential. Zwar wurde ein Hilfsrahmen an der Front nötig, doch damit erhielt der standardmässig heckangetriebene GR86 auch zwei angetriebene Vorderläufe.

An der Aussenhaut bekam der GR86 einen retro-inspirierten Castrol-Anstrich, rote Schmutzschutzlappen, weisse Rallye-Felgen und mittig platzierte Dual-Endrohre. Laut Toyota ist dies eine Hommage an die erfolgreichen Rallye-Boliden der 1990er Celica GT-Four ST185 und ST205 Celica GT-Four. Innen gibt es Fixierstühle und Beissring von Sparco, einen Überrollkäfig sowie ein sequenzielles Getriebe. Tränensäcke zudrücken: Eine Serienproduktion ist nicht geplant, der GR86 Rally Legacy ein Einzelstück.

Toyota RAV4 in cool – Der RAV-X

Die Japaner haben für die SEMA 2024 auch ihren Verkaufsschlager RAV4 aufgehübscht. Wem der SUV zu fade ist, dem dürfte das präsentierte RAV-X Konzept gut schmecken. Mit einer Dakar-Rally-inspirierten Optik, angepasster Federung und zusätzlicher Robustheit verspricht der RAV-X harte Offroad-Qualitäten.

Auffälligstes Merkmal des RAV-X ist zweifellos die spezielle Langhub-Federung, welche die Bodenfreiheit um zwei Zoll und die Spurweite um über sechs Zoll erhöht. Dazu gibt es noch geschmiedete Aluminium-Querlenker vorne und vollständig verstellbare 2,5-Zoll-Bypass-Dämpfer.

Für den harten Offroad-Einsatz wird der RAV-X vorne und hinten mit einem Unterfahrschutz beplankt, mit stärkeren Seitenschweller versehen und die Doppelauspuffanlage durch die Heckschürze verlegt. Diese Anpassungen bescheren dem harten Burschen mehr Bodenfreiheit sowie grössere Böschungswinkel, wodurch die Offroad-Fähigkeiten erheblich gesteigert werden.

Für verbesserte Aerodynamik und Motorkühlung wurde die Front mit schlauen Kühlkanälen gelöchert. Der Heckspoiler und weitere Design-Details verleihen dem RAV-X eine robuste Ausstrahlung, dass man sich damit direkt bei der Dakar-Rally anmelden möchte.

Doch auch hier zeigt uns Toyota die lange Nase. Das RAV-X Konzept bleibt aller Voraussicht nach ein Einzelstück. Wobei das Potenzial für Abenteuer und Individualität durchaus vorhanden wäre. 

Ringbrothers' 1987 Buick Grand National

Verglichen mit den legendären Buick Modellen wie dem Buick Wildcat Custom Sedan (1968), Buick Century GS („Gran Sport“, 1973) oder dem Buick Regal Turbo T (1987) sehen die aktuellen Modelle wie China-Mikrowellen aus. Darum haben sich die Ringbrothers den legendären Buick Grand National von 1987 zur Brust genommen und präsentieren den Invadr. Es handelt sich um ein Restomod mit einem 3,8-Liter-Twin-Turbo-V6, der beeindruckende 1’246 PS und 1'355 Nm Drehmoment liefert, was ganze 1’001 PS mehr als das Original bedeutet. Mit ein paar Anpassungen sollen sogar über 2'000 PS drin liegen.

Duttweiler Performance gehört unbestritten zu den Experten auf dem Gebiet der Hochleistungs-Buick-V6-Motoren. Die Kraft wird über ein verstärktes Sechsgang-Getriebe ausschliesslich an die Hinterachse weitergeleitet. Ein speziell angefertigtes und robusteres Chassis soll dafür sorgen, dass sich der Buick nicht gleich beim ersten Mal Vollgas selbst aufrollt. Die Carbon-Keramik-Stopper werden der Corvette ZR1 entnommen und in den Restomod implantiert.

Im Innenraum dominieren Carbon-Elemente, ein Überrollkäfig und weitere spannende Details. Ein besonderes Highlight ist der Schalter für einen Fallschirm – angesichts der Leistung ein nützliches Feature.

Die Optik des Invadr bleibt weitestgehend am Original, wurde aber subtil modernisiert. Front- und Heckstossfänger bestehen aus Edelstahl, während Frontkotflügel, Seitenschweller und Spoiler überarbeitet wurden. Auch aussen wurde Carbon eingesetzt. Etwas Haubenbelüftung hier und etwas Heckspoiler da, werten das Design zusätzlich auf. 

Text: GAT

Bilder: Diverse Hersteller

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