Singer, Bertone, Ferrari & Co
70 Marken, 24 Neuheiten und hunderte von Ausstellungsfahrzeugen erwarteten die rund 65’000 Besucherinnen und Besucher an der 37. Auto Zürich. Uns interessierten weniger die Neuheiten, sondern die Chromjuwelen im sechsten Stock – dem siebten Autohimmel.
Die meisten Fahrzeuge, die an der Auto Zürich Premiere feierten, sind wir bereits gefahren – die anderen werden wir in Kürze testen. Spannender als die Neuheiten der Schweizer Importeure war für uns deshalb die Chromjuwelen-Sammlung im sechsten Stock.
Im siebten Autohimmel offenbarte sich die Creme de la Chrome: Hier ein Ferrari 330 GTC, da ein Monteverdi High Speed 375, dort ein Lamborghini 350 GT. Neben Perlen aus den Klassik-Sammlungen der Importeure zogen folgende Prunkstücke die Blicke auf sich.
Singer Porsche
Welcome to Switzerland, Singer. Seit kurzem sind die Singer Porsche-Modelle auch in der Schweiz zulassungsfähig. Das sind gute Nachrichten für Millionäre. Ein Singer Porsche 911 ist die Potenzierung der ikonischen Zahlenreihe – sowohl technisch als auch preislich.
Die US-Firma hat übrigens nichts mit der gleichnamigen Nähmaschinenfirma zu tun, sondern ist eine Hommage an den Porsche-Ingenieur Norbert Singer, der an jedem der 16 Gesamtsiege von Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans zwischen 1970 und 1998 beteiligt war. An der Auto Zürich feiert Singer seinen ersten offiziellen Auftritt in Europa. Ausgestellt und importiert werden die exklusiven Singer-Modelle von der SIC Carage AG.
Koenigsegg Jesko Attack Ghost Le Mans
Schon beim Namen Koenigsegg zucken Autokenner zusammen; alle anderen, wenn sie einen sehen. Koenigsegg steht für Hypercars mit jenseitiger Performance. Und das sieht man ihnen an. Gut möglich, dass sensible Menschen Alpträume bekommen, wenn so ein Carbon-Monster von der Leine gelassen wird.
Dieser Jesko Attack Ghost Le Mans wurde für die Strasse – oder wie es Koenigsegg-Fahrer nennen, Rennstrecke – entwickelt und trägt einen riesigen Heckflügel für maximale Downforce mit sich herum. Auch praktisch, um nach dem Trackday die Bierdose drauf zu stellen.
Bertone GB110
Vor zwei Jahren erweckten die Brüder Mauro und Jean-Franck Ricci die Marke Bertone zu neuem Leben. Sie wollen mit limitierten Supersportwagen das legendäre Design zurück auf die Strasse bringen. Erstgeborener der neuen Bertone-Dynastie bildet der GB110. Die Initialen stehen für Giovanni Bertone und sind eine Hommage an die 110-jährige Geschichte von Bertone als Hersteller atemberaubender Automobile.
Erbacher Porsche
Urs Erbacher ist eine Koryphäe unter Porsche-Fans. Aber auch die Biker-Szene feiert ihn als Legende der Customer-Szene. Und bei Speed-Freaks ist er der Schnellste. Der ehemalige Europameister im Drag-Racing hält immer noch den Europa-Rekord (514 km/h in 4,74 Sekunden). So flink laufen seine veredelten Porsche 964 zwar nicht. Dafür erschafft er atemberaubende Einzelstücke – konserviert für die Ewigkeit. Warum sich Urs Erbacher ausgerechnet auf Porsche 964 spezialisiert hat? “Es ist für uns der beste 911er, den es gibt.”
Pininfarina Battista
Im 19. Jahrhundert behaupteten Wissenschaftler, dass Menschen wahnsinnig werden könnten, wenn sie mit der Eisenbahn schneller als 30 km/h fahren. Wie sich herausgestellt hat, haben sich die Experten geirrt. Bis jetzt. Denn der vollelektrische Pininfarina Battista beschleunigt in wahnsinnigen 1,86 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Damit ist der Battista schneller als ein aktueller Formel-1-Wagen – crazy. Vier Elektromotoren bringen eine irre Leistung von 1’900 PS (1’398 kW). Wenn das nicht verrückt ist?!
Zwei Legenden, zwei Sondermodelle
Der ehemalige Basler Rennfahrer Peter Schetty war vor über 50 Jahren Rennleiter der Scuderia Ferrari. Zuvor fuhr er selbst erfolgreich Langstreckenrennen für Ferrari – unter anderem mit Jacky Ickx.
Arturo Francesco Merzario sass zwischen 1972 und 1979 am Steuer eines Formel 1-Wagens. Er war übrigens einer der beiden Rennfahrer, die Niki Lauda aus dem brennenden Wrack zogen. Ferrari ehrt Schetty und Merzario mit einem personalisierten Sondermodell, einem 296 GTB und einem 296 GTS.
Mit diesem Ferrari 312P startete Peter Schetty 1969 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Arturo Francesco Merzario bei der Inspektion eines Alfa Romeo GT.
Porsche 911 GT3 RS Tribute to Jo Siffert
“You dream it, we build it”, verspricht Porsche. Das Sonderwunsch-Programm verwirklicht automobile Träume. So entstand auch dieses Einzelstück. Wer den Porsche 911 GT3 RS Tribute to Jo Siffert haben will, musste sich bewerben. An der Auto Zürich wurde ausgelost, wer dieses Einzelstück für rund 700’000 Franken erwerben darf.
Pagani Utopia Roadster
Das Pagani Schmuckstück funkelt nicht nur wie ein Juwel, er ist auch so teuer. 3,7 Millionen Euro kostet der Pagani Utopia Roadster. 130 Exemplare will der italienische Sportwagenhersteller vom schnellen Cabrio produzieren, das übrigens genauso wenig wiegt wie das Coupé. Weil der Monocoque-Kern aus leichtem Carbon besteht, sind zusätzliche Versteifungen überflüssig.
Im Interieur macht der Utopia seinem Namen alle Ehre. Es sieht aus wie eine Schaltzentrale aus Fritz Langs Film Metropolis.
Rundinstrumente mit Zeiger; dazu ein nahezu fetischmässiger Mix aus Leder und Metall.
Der Publikumsliebling
Der Honda Civic kam vor 50 Jahren zum ersten Mal in die Schweiz und eroberte die Herzen im Sturm. Und tut es immer noch.
Ferrari 250 GT Berlinetta
Bis heute gilt dieses Ferrari Modell als eines der schönsten überhaupt. Und ebenfalls als eines der wertvollsten.
Text: Jürg Zentner
Foto: Christian Lienhard (lienhardbildwerke.ch)