Autosalon Genf

Das traurige Ende einer Institution

Es war absehbar, nun ist es Tatsache: Der Genfer Automobilsalon ist Geschichte. Das Aus hat mehrere Gründe.

Veröffentlicht am 02.06.2024

Funkelndes Chrom soweit das Auge reicht: Der Automobilsalon Genf galt während Jahrzehnten als eine der wichtigsten Automessen in Europa. Es kamen nicht nur hunderte Aussteller, sondern auch viele tausend Medienvertreter aus der ganzen Welt. Auf die internationale Ausstrahlung war die Schweiz so stolz, dass der Autosalon jeweils von einem Vertreter des Bundesrates eröffnet wurde. 

Legenden geboren

Hier wurden Legenden geboren, vom Mercedes-Benz SSK, über den Jaguar E-Type, Lamborghini Miura bis Ferrari Dino: Sie alle feierten in Genf Weltpremiere. In den Spitzenjahren gab es rund 260 Aussteller auf einer Fläche von über 120’000 m2. Jährlich pilgerten bis zu 750’000 Personen in die Palexpo-Hallen, um sich die neuesten Modelle aus der ganzen Welt anzusehen. Kurz: Der Autosalon in Genf war Pflichttermin für alle, die Benzin im Blut haben. 

Relaunch gescheitert 

Es war ein Sterben auf Raten. Wie die «auto-illustrierte» im März dieses Jahres berichtete, war die Geneva International Motor Show 2024 nur noch ein Schatten ihrer selbst. Nach der vierjährigen Covid-Pause wollten es die Organisatoren zwar mit einem Relaunch noch einmal versuchen. Sie scheiterten. Nur 37 Aussteller waren 2024 da, die meisten davon Dienstleister. Auch die Besucher blieben aus – bloss 168’000 Personen kamen, sahen und wurden enttäuscht. 

Mehrere Gründe für Niedergang 

Es liegt nicht am Desinteresse des Publikums: Lokale Messen wie die Auto Zürich vermelden Besucherrekorde. Für den Niedergang des Genfer Autosalons gibt es andere Gründe. Zum einen liegt es an der Digitalisierung der Autos. Immer mehr hat sich der Fokus dahingehend verschoben, dass viele Hersteller ihre neuesten Modelle auf Messen wie der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorstellen. Die CES ist für Autohersteller zu einer der wichtigsten Messen geworden. 

Fokus der Märkte 

Zum anderen haben sich die Schwerpunktmärkte verschoben. So ist längst nicht mehr Europa im Fokus der Hersteller, sondern der Nahe und Ferne Osten. Die Auto Shanghai und Auto China in Peking sind für die internationale Ausstrahlung viel wichtiger geworden als der Autosalon in Genf. Das beste Beispiel dafür ist der GIMS selbst. So findet die Geneva International Motor Show nicht mehr in Genf statt, dafür in Katar im November 2025. 

In diesem Spannungsfeld wurde es für den Autosalon in Genf immer schwieriger, sich zu positionieren. Tränen zum Abschied mögen Nostalgiker haben, die auch der Muba oder der Züspa nachweinen. Dem Rest wird es einfach egal sein.

Historische Beiträge: 

Text: Jürg Zentner 

Bilder: AI

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