

Legenden am Berg
Wenn der Berg ruft, antworten Legenden der Rennwagen-Geschichte. Der Bernina Gran Turismo ist kein normales Bergrennen – es ist ein Schaulaufen der exklusivsten Autos der Welt auf 2’300 Meter über Meer.
Der Bernina Gran Turismo ist eine Mischung aus Goodwood, Hochgebirge-Abenteuer und einem Schuss James-Bond-Vibe. Teilnehmen darf hier nur ein ausgesuchtes Starterfeld, was den Anlass noch exklusiver macht.
Zwischen La Rösa und Ospizio Bernina schraubt sich der Berninapass mit 52 Kurven, 450 Meter Steigung und einem Panorama, das selbst Instagram-Filter überflüssig macht, in die Höhe. 51 exklusive Fahrzeuge stellten sich dieses Jahr der 5,7 Kilometer langen Strecke.
Wer beim Bernina Gran Turismo hoch fahren darf – ob im 80 Jahre alten Rennwagen oder einem modernen Hypercar, das schneller beschleunigt als der Korken aus der Champagnerflasche knallt – weiss, dass es um mehr geht als Zeiten und Trophäen. Es geht um Leidenschaft, die in 2’300 Metern Höhe noch ein bisschen extremer ist. Gleich zwei Jubiläen hatte der Bernina Gran Turismo 2025 zu feiern: 10 Jahre Wiederaufnahme des Bernina Gran Turismo und 100 Jahre motorisierter Verkehr auf den Bündner Strassen.
Drei Kategorien Bewertung
Gewertet wurde in drei Kategorien: Competition, Regularity und Spirit & Soul. In der Competition-Klasse schoss Daniele Perfetti im Porsche 911 Carrera RSR von 1975 den Pass nach oben, bis der Turbolader glühte. In der Regularity-Kategorie brillierte Vic Jacob im Austin-Healey 100S von 1955 mit Schweizer Präzision und hielt das vorgegebene Tempo auf den Punkt. Der Meyers-Manx-Sonderpreis für Spirit & Soul ging an Ernst Schuster und Franco Gansser, die im Porsche 908/10/03 von 1971 eine Legende der Renngeschichte spazieren fuhren.


Vergangenheit trifft Zukunft
Die wahre Magie des Bernina Gran Turismo lag wie immer im Starterfeld selbst. Da stand ein Bugatti Type 59 Sports von 1934, so selten, dass man ihn eigentlich in einem Museum unter Glasglocke vermuten würde. Daneben ein Ferrari 250 GT SWB SEFAC Competition aus den frühen 60ern, ein Lancia Rally 037 Group B, ein Rudel Mercedes-Benz 300 SL – und mittendrin ein Bugatti Chiron, dieses irrwitzige Hypercar, das erstmals überhaupt auf einer öffentlichen Strasse zu sehen war. Pilotiert wurde es nicht nur von Sammler Fritz Burkard, sondern auch von Le-Mans-Sieger Andy Wallace und Bugatti-CEO Mate Rimac persönlich. Das war ungefähr so, als würden Mozart, Hendrix und Daft Punk gleichzeitig auf einer Alphütte auftreten.
Wer selbst kein Traumauto besitzt, konnte in St. Moritz, wo die Autos ihre Startnummern holten, immerhin digital auf die Strecke. Das Bernina Gran Turismo Virtuale, ausgestattet mit hyperrealistischen Simulatoren, liess die Besucher in historische Rennwagen schlüpfen – ohne die Gefahr, in der dritten Kehre ein Murmeltier zu schreddern.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Christian Lienhard (lienhardbildwerke.ch)