Toyota Century SUV – Rolls-Royce-Gegner
Erstmals in seiner 56-jährigen Geschichte gibt es den Toyota Century nun als SUV. Mit allen erdenklichen Methoden hat man den Luxus-Gleiter zum Chauffeurs-Auto schlechthin gemacht.
Hierzulande dürfte der Toyota Century den wenigsten ein Begriff sein. In Japan sieht das anders aus. Dort dient er als Chauffeurs-Auto für die Kaiserfamilie und all jene, die ihren Reichtum nicht protzig zur Schau stellen wollen. Äusserlich fast schon aufreizend zurückhaltend, macht er es seinen Insassen so komfortabel wie möglich. Seit der Einführung 1967 gab es erst vier Generationen, alles Limousinen. Nun hat Toyota erstmals ein Century SUV vorgestellt, und das soll noch besser für Chauffeurs-Zwecke geeignet sein als seine Vorgänger.
Abmessungen
- Länge: 5205 mm
- Breite: 1990 mm
- Höhe: 1805 mm
- Radstand: 2950 mm
- Leergewicht: 2570 kg
- Kofferraumvolumen: 340 l
Gemeinsame Plattform mit Lexus
Mit seiner kantigen Karosserie und den doppelstöckigen Leuchten ist das Century SUV eine Mischung aus Rolls-Royce Cullinan und Genesis GV80.
Das 5,21 Meter lange SUV – 13 Zentimeter kürzer als die Limousine – basiert auf der TNGA-K-Plattform, die auch Lexus TX und RX nutzen. Mit denen hat er optisch aber nichts gemein, sondern wirkt so monumental und zurückhaltend wie es eines Century geziemt. Ein Schuss Rolls-Royce Cullinan ist nicht zu übersehen, und die doppelstöckigen Leuchten erinnern an Genesis. Nirgends am Auto findet sich ein Toyota-Logo, ausschliesslich der Phoenix als Century-Figur ist zu sehen. Auf Wunsch gibt es auch eine sportlich angehauchte GR-Sportversion (siehe Bild unten), was die Zurückhaltung dann doch etwas torpediert.
Zutritt via Schiebetüren
Die sportliche GR-Version des Century SUV bringt nicht nur ein Bodykit, rote Bremssättel und andere Felgen mit, sondern auch hintere Schiebetüren.
Der Zutritt zum Fond gelingt nicht wie bei Cullinan oder Ferrari Purosangue über Selbstmördertüren. Serienmässig sind profane Türen mit vorderen Scharnieren verbaut. Aber der Century geht auf Wunsch noch einen Schritt weiter und bietet als GR-Version elektrische Schiebetüren an, zusammen mit elektrisch ausfahrbaren Trittbrettern. Schliesslich steht Century nicht umsonst auch für «Omotenashi» (Japanisch für «Gastfreundschaft»).
Liegesitze im Fond
Im Fond nimmt man auf einem von zwei Einzelsitzen Platz, die sich um 77 Grad in eine Liegeposition fahren lassen. Beheizte Fussstützen und eine ausgeklügelte Massage mit Vitalisierungsfunktion tun ein Übriges fürs Wohlbefinden. Weiter gibt es ein Tischchen mit Smartphone-Halterungen, USB- und AUX-Anschlüssen, einen Kühlschrank, ein Audiosystem mit 18 Lautsprechern und zwei 11,6-Zoll-Bildschirme in den vorderen Rückenlehnen. Auf den Pressefotos werden nur Lederausstattungen gezeigt. Ob es auch Wollbezüge gibt, wie beim Century normalerweise üblich, wird nicht erwähnt.
Durch die Maximierung des Platzangebots für die Fondpassagiere schrumpft der Kofferraum auf nur 340 Liter. Winzig bei einem so riesigen Auto.
Damit die Fondpassagiere vom Fahren möglichst nichts mitbekommen, hat Toyota keine Mühen gescheut. So ist zwischen Fahrgastraum und Kofferraum eine Glastrennwand installiert, die Geräusche des Fahrwerks eliminieren soll. Bremsen und Fahrwerk sind so abgestimmt, dass es für die Fondpassagiere am komfortabelsten ist. Eine aktive Geräuschunterdrückung ist ebenfalls an Bord. Und dann gibt es noch einen speziellen Chauffeurs-Fahrmodus, der ein Schaukeln des Hecks beim Abbremsen bis zum Stillstand verhindern soll. Das verwindungssteife Chassis und das Fahrwerk wurden von vorneherein auf maximalen Komfort getrimmt.
Plug-in-Hybrid mit V6
Antriebsseitig ist es dann nicht mehr ganz so monumental. Die Century Limousine setzt auf einen Fünfliter-V8, und die zweite Century-Generation war der bisher einzige Serien-Toyota mit V12. Im SUV arbeitet ein Plug-in-Hybrid mit 3,5-Liter-V6 und zwei Elektromotoren. Zusammen produzieren sie 412 PS, der Akku soll für bis zu 69 km elektrische Reichweite gut sein. Eine Allradlenkung sollte den 2570-kg-Brocken zumindest etwas handlicher machen.
Auch im Cockpit sucht das Auge vergeblich nach einem Toyota-Logo. Die Verarbeitung sieht schon auf den Bildern piekfein aus.
Bestellt werden kann der Century SUV ab sofort, zu Preisen ab 25'000'000 Yen (ca. 152'000 Franken). Das ist im Vergleich zum doppelt so teuren Rolls-Royce Cullinan ein Schnäppchen. Gebaut und verkauft wird er ausschliesslich in Japan, die Auslieferungen sollen noch 2023 beginnen. Pro Monat sollen rund 30 Exemplare entstehen. Für Exklusivität ist also gesorgt. Die Limousine wird parallel noch immer angeboten.
Text: Moritz Doka
Bilder: Toyota